Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse gibt am Donnerstag auf breiter Front nach. Auslöser ist die US-Notenbank Fed, die wie erwartet die Zinsen um einen halben Prozentpunkt angehoben hat. Enttäuschend sei, dass das Fed entgegen aller Hoffnungen noch kein Ende des Zinserhöhungszyklus in Aussicht gestellt habe. Und auch die SNB hob die Zinsen um 50 Basispunkte an und schliesst weitere Zinserhöhungen nicht aus. Doch dies sei bereits eingepreist gewesen und habe den Markt nicht noch zusätzlich belastet. Nun stehen am Nachmittag noch die Zinsbeschlüsse der Bank of England (13.00 Uhr) und der Europäischen Zentralbank (um 14.15 Uhr) auf dem Programm. Dabei werden ebenfalls Zinserhöhungen erwartet.

Die Anleger vermissten vor allem das Fehlen einer Zinsperspektive und trennten sich daher von Aktien. Das Geschäft verlaufe aber in ruhigen Bahnen. Die Kurse gäben bei mehrheitlich dünnen Umsätzen nach. Viele Marktteilnehmer hätten sich mit einem negativen Börsenjahr abgefunden. "Und in den letzten zwei Wochen kann man das Jahr auch nicht mehr retten", fasst ein Händler die Stimmung zusammen. Er hoffe nun auf ein besseres 2023.

Der SMI fällt bis um 11.25 Uhr um 1,06 Prozent auf 11'042,10 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst 1,26 Prozent auf 1683,54 und der breite SPI 1,01 Prozent auf 14'104,16 Zähler ein. Bis auf Swisscom geben sämtliche SLI-Werte nach.

Starke Verluste bei den Standardwerten verbuchen Lonza (-2,9%). Sie werden laut Händlern von einem Bericht der "Tamedia"-Zeitungen belastet, wonach die Sanierung einer Walliser Giftmülldeponie viel mehr kosten könnte, als das Unternehmen bisher zurückgestellt hat. Experten gehen laut dem Bericht von 1 bis 1,5 Milliarden Franken aus. Lonza hat für die erste Phase des Sanierungsprojektes 285 Millionen Franken zurückgestellt. Ein Händler sagt dazu, die Problematik sei lange bekannt und von anderen Fällen wisse man, dass solche Sanierungen ein sehr tiefes Fass sein könnten. Er denke, ein grosser Teil des Kursverlusts sei der Tatsache geschuldet, dass Lonza zu den Wachstumswerten gezählt werde. "Und diese leiden stets, wenn die Zinsen steigen."

So büssen im Sog der negativen Vorgaben der US-Technologiebörse Nasdaq auch andere Wachstums- und Technologiewerte klar an Terrain ein. Straumann, AMS Osram, VAT, Sika und Partners Group fallen zwischen 3,2 und 2,0 Prozent.

Unter Druck stehen aber auch zyklische Titel wie Kühne+Nagel, Adecco, Schindler und Geberit, wie Abschläge zwischen 2,8 den 1,6 Prozent belegen.

Verkauft werden zudem die Papiere der CS (-1,5%). Am Vortag sei die Aktie wieder unter die Schwelle von drei Franken gefallen, was eine weitere Welle ausgelöst habe, sagt ein Händler. Zudem wirke die Kapitalerhöhung weiterhin negativ nach. "Ein Turnaround braucht eben seine Zeit. Das geht nicht von heute auf morgen." Auf dem aktuell tiefen Kursniveau könne mit langfristiger Optik aber ein Kauf durchaus erwogen werden, so der Händler weiter und verweist auf die Rivalin UBS (-1,3%), die während und nach der Finanzkrise ebenfalls eine schwierige Zeit durchlebt habe und nun aber wieder in Topform sei.

Am besten halten sich neben den als defensiv geltenden Swisscom (+0,5%) der Rückversicherer Swiss Re (-0,6%), der von der erhöhten Gewinnprognose des Rivalen Münchener Rück profitiere, und der Lebensmittelriese Nestlé (-0,6%). Die Pharmawerte Novartis und Roche sowie die Titel des Inspektionskonzerns SGS verlieren zwischen 0,6 und 0,8 Prozent.

Auf den hinteren Rängen fallen Georg Fischer (+0,3% auf 57,45 Fr.) positiv auf. Credit Suisse hat das Kursziel leicht auf 72 Franken erhöht und dabei das Rating "Outperform" bekräftigt.

Dagegen büssen Idorsia trotz einer guten Nachricht 3,2 Prozent ein. Das Biotechunternehmen startet ein weiteres Phase-III-Programm, diesmal mit dem Wirkstoff Cenerimod gegen die Autoimmunerkrankung Lupus.

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