Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt präsentiert sich am Donnerstag im frühen Handel mit einer leicht schwächeren Tendenz. Die Vorgaben aus Übersee fielen zuvor verhalten aus. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial fiel zwar nach Handelsschluss in Europa vorübergehend ins Minus, vermochte sich dann aber wieder aufzurappeln. Die Berichtsaison in den USA zeige Licht und Schatten, hiess es dazu. In Asien nahmen die Anleger ihren Fuss vom Gaspedal; verantwortlich war hier primär die Abwertung des US-Dollars.

Am Berichtstag richtet sich die Aufmerksamkeit der Anleger in Europa nun auf den Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB). Mit Spannung wird erwartet, ob und wie sich EZB-Präsident Mario Draghi auf der Pressekonferenz nach der Zinssitzung zur jüngsten Euro-Stärke äussern wird und ob die EZB Hinweise auf eine schnellere Abkehr von ihrer extrem lockeren Geldpolitik geben könnte. In der Schweiz liegt der Fokus bei den Einzeltiteln auf Clariant nach einem Wechsel des Grossaktionärs und auf Aryzta nach einer neuerlichen Gewinnwarnung. Beide Titel geben im frühen Handel stark nach.

Der Swiss Market Index (SMI) steht um 09.30 Uhr 0,35% tiefer bei 9'513,80 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gibt 0,53% auf 1'560,32 Punkte nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,45% auf 10'919,80 Zähler. Von den 30 wichtigsten Titeln notieren 25 im Minus, vier im Plus und einer (Givaudan) unverändert.

Im Fokus stehen Clariant, deren Aktien sich um 5,3% verbilligen. Für Beobachter überraschend, trennt sich die oppositionelle Aktionärsgruppe White Tale von ihrem 24,99%-Paket am Spezialchemiekonzern und verkauft dieses für eine nicht genannte Summe in den Nahen Osten. Der Einstieg von Sabic geschah nicht mit der Absicht, den Muttenzer Konzern dereinst voll zu übernehmen. "Ziel war es, ein Ankeraktionär bei Clariant zu werden", sagten gut informierte Kreise am Donnerstag zu AWP. In der Folge kommt es zu Gewinnmitnahmen.

Noch viel steiler bergab geht es mit Aryzta (-19,4%). Das Unternehmen, das seit einiger Zeit in der Krise steckt, hatte am Morgen die Investorenschaft mit einer weiteren Gewinnwarnung verschreckt. Nach den relativ optimistischen Aussagen Ende November im Zusammenhang mit den Q1-Zahlen und einem darauffolgenden starken Kursanstieg, sorgen die News erneut für Verunsicherung.

Schwächer als der Gesamtmarkt notieren im frühen Handel ausserdem Kühne+Nagel (-1,1%), Lonza, Geberit (je -1,0%) sowie SGS (-0,9%).

Im Gegensatz dazu ergeht es den Papieren des Pharmariesen Novartis (+0,2% auf 86,04 CHF) einen Tag nach der Bilanzmedienkonferenz relativ gut. Am Vortag waren die Titel schon der grosse Gewinner im SMI, da der Konzern für 2018 den Eintritt in eine "neue Phase des Wachstums" versprach. Heute reagieren Barclays und Credit Suisse mit Kurszielerhöhungen, allerdings belassen die Banken ihre Einstufungen auf "Underweight", respektive "Underperform". Ein "Buy" gibt es dafür von Société Générale, die das Kursziel auf 97 von 95 CHF steigern.

Branchennachbar Roche GS (-0,7%) und auch das dritte SMI-Schwergewicht Nestlé (-0,6%) haben im frühen Handel derweil weniger Glück und stehen klar im Minus.

Selbiges gilt auch für Bâloise (-0,5%). Der Versicherer hatte bekannt gegeben, in die Mobilitätsplattform Mobly in Belgien zu investieren. Auch andere Titel aus dem Versicherungsbereich wie Zurich (-0,2%), Swiss Life (-0,4%), Swiss Re (-0,5%) tendieren negativ.

Uneinheitlich sieht es dafür bei den Finanztiteln aus, wo Credit Suisse (-0,2%) im Minus, UBS (+0,1%) hingegen leicht im Plus notieren.

Am breiten Markt geht es derweil weiter mit der Berichtssaison. So haben Belimo (-0,1%), Huber+Suhner (-0,9%) sowie die Schlatter Gruppe (bisher ungehandelt) Zahlen zu ihren Umsätzen für das abgelaufene Geschäftsjahr publiziert. Alle drei konnten hier eine Steigerung erzielen. Bei Schlatter reduzierte sich allerdings der Bestellungseingang. Für Belimo überprüft Vontobel ausserdem das bisherige Kursziel, belässt das Rating aber auf "Hold".

Bei Santhera (+3,3%) stehen die Zeichen nach deutlichen Abgaben am Vortag nun wieder etwas auf Erholung. Evolva (-0,3%) wiederum hat nach vorläufigen Zahlen im vergangenen Geschäftsjahr seine Produktumsätze auf 2,0 Mio CHF nach 1,1 Mio im Vorjahr gesteigert.

kw/ra