Wenn der Einfluss jahreszeitlicher Schwankungen herausgerechnet wird, ist die Erwerbslosigkeit im Januar überraschend stark gesunken. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) errechnete einen Rückgang der Erwerbslosenzahl um 25.000 zum Vormonat. Von Reuters befragte Experten hatten lediglich ein saisonbereinigtes Minus von 17.000 auf dem Zettel. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen stieg zwar um 185.000 auf 2,57 Millionen. Der Zuwachs falle allerdings schwächer aus als für die Jahreszeit üblich, sagte BA-Chef Detlef Scheele am Mittwoch in Nürnberg: "Der Arbeitsmarkt ist schwungvoll in das neue Jahr gestartet."

Die witterungsbedingte Arbeitslosigkeit, die beispielsweise am Bau zu Zwangspausen führe, sei ein vorübergehendes Phänomen: "Das wird sich bis zum Sommer wieder eingependelt haben." Die Aussichten für den Arbeitsmarkt seien nach Einschätzung der Arbeitsagenturen für die nächsten Monate "sehr gut", ergänzte Scheele.

Die Erwerbslosenquote stieg im Januar allerdings auf 5,8 von zuvor 5,3 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte der Aufschwung die Arbeitslosigkeit in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung gedrückt. Bei der BA waren 2017 durchschnittlich 2,53 Millionen Frauen und Männer ohne Job registriert. "Mittlerweile nähren zunehmende Fachkräfte-Engpässe allerdings die Sorgen, dass der Konjunkturmotor zu heiß laufen könnte", sagte Chefökonom Jörg Zeuner von der Förderbank KfW. Dennoch erwartet BA-Chef Scheele, dass der Boom zumindest 2018 nicht abreißen wird: "Dieses Jahr geht es noch mal aufwärts. Und dann sehen wir weiter."

In der Euro-Zone, für die derzeit erst Daten aus dem Dezember vorliegen, ist die Erwerbslosigkeit gegenüber dem Vorjahr weiter gesunken. In den 19 Ländern betrug die Arbeitslosenquote 8,7 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. Ein Jahr zuvor waren es noch 9,7 Prozent. Wie schon im November ist das der niedrigste Wert seit Januar 2009, als die Finanzkrise die Wirtschaft immer mehr in Mitleidenschaft zog. Die niedrigsten Quoten in der Euro-Zone wiesen gemäß der auf den europäischen Vergleich ausgelegten Berechnungsmethode von Eurostat im Dezember Deutschland und Malta mit jeweils 3,6 Prozent auf.