BUDAPEST/WARSCHAU/PRAG/MOSKAU (dpa-AFX) - Die wichtigsten osteuropäischen Aktienmärkte sind am Donnerstag dem weltweit freundlichen Trend gefolgt. Lediglich der Budapester Handelsplatz verbuchte ein knappes Minus. An Europas Leitbörsen ging die Erholungsrally nach der Verschnaufpause am Vortag weiter - trotz des überraschenden Verzichts der britischen Notenbank auf eine Zinssenkung. An der Wall Street freuten sich die Anleger über neue Rekordstände.

Der rohstofflastige Moskauer RTS-Interfax-Index gewann dank wieder steigender Ölpreise 2,11 Prozent auf 972,44 Punkte.

In Warschau gewann der Wig-30-Index 0,14 Prozent auf 1968,85 Punkte. Der breiter gefasste Wig-Index rückte um 0,51 Prozent auf 45 246,26 Zähler vor.

Aktuelle Daten gab es vom polnischen Außenhandel. Zwar war die Leistungsbilanz Polens im Mai insgesamt etwas besser als erwartet. Das galt aber nicht für die Exporte: Diese beliefen sich auf 13,4 Milliarden Euro, erwartet wurden hingegen 14,3 Milliarden Euro. Die Ausfuhren fielen insgesamt um 4,2 Prozent im Vergleich zum Mai des Vorjahres.

Die Analysten der Bank Zachodni WBK werten die Daten als "Enttäuschung" und sehen den Außenhandel durch die schwächelnde Industrieproduktion und negative Werktags-Effekte begründet. Dies hätten sie zwar erwartet, jedoch sei das Ausmaß überraschend deutlich.

Enttäuschend fielen auch vorläufige Zahlen zu den ausländischen Direktinvestitionen aus. Diese sind im Jahr 2015 um 11,3 Milliarden Zloty gesunken und betrugen demnach 28,2 Milliarden Zloty (6,4 Mrd. Euro).

Bei den polnischen Einzelwerten rückten die Aktien des Öl- und Gaskonzerns PGNiG und des größten polnischen Ölraffinierers PKN Orlen in den Fokus. Die beiden Konzerne haben laut dem Onlineportal "bankier.pl" eine Absichtserklärung unterzeichnet, um gemeinsam neue Kohlenwasserstoffvorkommen in Polen zu fördern. Die Aktien der beiden Konzerne zählten im Wig 30 zu den schwächsten Werten: PGNiG verbilligten sich um 1,22 Prozent und PKN Orlen um 1,44 Prozent.

An der Prager Börse legte der Leitindex PX um 2,27 Prozent auf 844,90 Punkte zu. Das Handelsvolumen lag bei 0,73 (Vortag: 0,58) Milliarden tschechischen Kronen.

Aktuelle Konjunkturdaten aus Tschechien fielen besser als erwartet aus: Der Leistungsbilanzüberschuss des Landes sank von April auf Mai von 0,88 auf 0,82 Milliarden tschechische Kronen. Analysten hatten für Mai unter dem Strich ein Defizit der Leistungsbilanz erwartet.

Unter den Aktien an der Prager Börse waren jene der Erste Group mit einem Kurssprung von 8,63 Prozent am stärksten gefragt. Die österreichische Bank hat ihre Renditeziele angehoben und damit die Anleger offenbar positiv überrascht. Für das Geschäftsjahr 2016 wird nun eine Eigenkapitalverzinsung von mehr als 12 Prozent erwartet, bisher war man von 10 bis 11 Prozent ausgegangen. Ein Grund dafür ist ein Verkaufserlös aus der Veräußerung der Visa-Europe-Beteiligung von 139 Millionen Euro vor Steuern.

Die Anteilsscheine der Vienna Insurance Group verteuerten sich um 2,61 Prozent, mit Komercni Banka (plus 0,23 Prozent) war ein weiterer Finanzwert im Prager PX im Plus. Der einzige Tagesverlierer im Index kam ebenfalls aus der Finanzbranche: Moneta Money Bank verbilligten sich um 0,48 Prozent.

In Budapest konnte der Leitindex Bux seine Anfangsgewinne nicht halten und schloss 0,11 Prozent tiefer bei 27 163,42 Punkten. Das Handelsvolumen belief sich auf 12,21 (Vortag: 9,4) Milliarden Forint.

Einige Indexschwergewichte gingen zwar höher aus dem Handel, doch die Tagesgewinne blieben beschaulich. So stiegen MOL um 0,17 Prozent und OTP Bank um 0,39 Prozent. Das größte Plus des Handelstages erreichten CIGPannonia mit 0,58 Prozent. Gedeon Richter büßten dagegen 1,14 Prozent ein./emu/APA/gl/stb