PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen sind am Dienstag schwach in das neue Jahr gestartet. Gebremst vom anhaltenden Höhenflug des Euro weitete der EuroStoxx 50 seine Verluste am Vormittag bis auf 0,74 Prozent und 3477,96 Punkte aus. Er erreichte so gleich am ersten Handelstag des Jahres den tiefsten Stand seit September.

Die Gemeinschaftswährung dagegen ist auf stetigem Weg nach oben: Am Dienstag erreichte sie bei 1,2070 US-Dollar ihr höchstes Niveau seit fast vier Monaten. Der Euro droht damit den Unternehmen ihre Exporte zu verteuern. Fachleute begründen die Entwicklung vor allem mit der robusten Konjunktur im Währungsraum und den guten Wachstumsaussichten für das neue Jahr.

"Die Aktienmärkte starten auf dem falschen Fuß in das Jahr 2018", sagte Marktanalyst David Madden von CMC Markets. Besonders stark machte sich die Eurostärke bei Autowerten bemerkbar, die sich am Dienstag in Deutschland und Frankreich am unteren Ende der Leitindizes versammelten: Die Aktien von Konzernen wie BMW oder PSA erlitten Verluste von bis zu 2,5 Prozent. Der gesamteuropäische Branchenindex Stoxx 600 Automobiles & Parts stand denn auch deutlich mit fast 2 Prozent unter Druck.

Der Eurostärke konnten auch die jüngsten Stimmungsdaten aus der europäischen und chinesischen Industrie in den Köpfen der Anleger nicht entgegen wirken. Im Euroraum hatte der Einkaufsmanagerindex im Dezember erwartungsgemäß ein Rekordhoch markiert. Im China überraschte eine entsprechende Umfrage außerdem positiv. Das Reich der Mitte ist ein außerordentlich wichtiger Exportmarkt für die hiesigen Unternehmen.

Auf Länderebene ging es für den Pariser Leitindex CAC 40 um 0,82 Prozent auf 5269,24 Punkte bergab. Obwohl vom Euro unabhängig, ging es auch für den Londoner FTSE 100 um 0,30 Prozent auf 7668,90 Zähler nach unten. Er entfernte sich damit wieder etwas von seinem zuletzt erreichten Rekordniveau. Belastet wurde er unter anderem von nachgebenden Minenwerten, die unter fallenden Rohstoffpreisen litten und im britischen Leitindex stark gewichtet sind.

Etwas freundlicher als bei Autowerten ging es am Dienstag bei den Titeln von Ölfirmen zu. Deren europäischer Teilindex war der einzige Branchenindex, der sich hauchdünn in der Gewinnzone aufhielt. Aktien von BP sanken dagegen in London um 0,6 Prozent - der britische Ölkonzern stellte für das vierte Quartal Belastungen von rund 1,5 Milliarden US-Dollar wegen der US-Steuerreform in Aussicht.

Gesprächsstoff gab es außerdem im Luftfahrtsektor. Schon am Freitagabend war bekannt geworden, dass sich die British-Airways-Mutter IAG einen Großteil der Aktivitäten der insolventen Fluglinie Niki gesichert hat und so vom zwangsweisen Rückzug des großen Widersachers Lufthansa profitierte. Laut Analyst Daniel Roeska von Bernstein Research wird damit die Präsenz der IAG-Tochter Vueling in Mitteleuropa gestärkt. Zusätzlich angetrieben von einer Kaufempfehlung der Experten von Merrill Lynch kletterten IAG-Papiere in London um 1,20 Prozent.

Für Reckitt Benckiser ging es in London um gut 1 Prozent bergab. In einem Medieninterview hatte sich Großaktionär JAB dahingehend geäußert, schrittweise weiter Anteile an dem Konsumgütergüterkonzern verkaufen zu wollen. Hinter JAB steht die Mannheimer Milliardärsfamilie Reimann, die mit neuen Zukäufen liebäugelt./tih/das