Berlin (Reuters) - Die Lockdowns und der schleppende Start der Impfkampagne in vielen Staaten des Euro-Raums trüben den Konjunkturoptimismus der Börsianer.

Das Barometer für die Erwartungen an die Entwicklung der Wirtschaft in den kommenden sechs Monaten fiel im Februar um 2,0 auf 31,5 Punkte zurück, wie die am Montag veröffentlichte Umfrage der Investment-Beratungsfirma Sentix unter 1252 Anlegern ergab. "Die Lockdowns in vielen europäischen Ländern hinterlassen ihre Spuren", so das Fazit von Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy. Zuletzt habe die Erholung sehr stark auf der Erwartung einer erfolgreich verlaufenden Impfkampagne gefußt: "Das EU-Bestelldebakel und die dadurch langsamere Impfgeschwindigkeit drücken aufs Gemüt und legen die bürokratischen Defizite in Euroland offen."

Das Barometer für die Erwartungen an die Entwicklung der deutschen Wirtschaft in den kommenden sechs Monaten sank um 1,7 Punkte auf 35,8 Zähler. Wenn sich der Lockdown weiter hinziehe, könne den Investoren der Geduldsfaden irgendwann reißen, erklärte Sentix-Manager Hussy. Insgesamt präsentiere sich die Wirtschaft hierzulande jedoch immer noch besser als der europäische Durchschnitt.

In den USA befördert unterdessen der Personalwechsel im Weißen Haus von Donald Trump zu Joe Biden die Konjunktur-Fantasien: Die Erwartungen an die Entwicklung der US-Wirtschaft haben sich im Februar nochmals deutlich verbessert. Das bereits hohe Niveau von plus 35,3 Punkten wurde mit einem Anstieg um 5,7 Punkte überboten. Sentix spricht mit Blick auf den wachsenden Optimismus von einer "Biden-Euphorie": "Die Latte hängt demnach hoch. Jetzt muss der neue US-Präsident liefern", sagte Hussy. Biden will die US-Wirtschaft mit einem 1,9 Billionen Dollar schweren Corona-Hilfspaket ankurbeln. Die Hoffnung auf dadurch erzeugten Rückenwind für die Weltwirtschaft führte mit dazu, dass der Dax zur Eröffnung am Montag auf ein Rekordhoch stieg.