FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 17. Mai 2016. Die Risikofreude ist gestiegen, macht sich aber eher bei Anleihe-ETFs bemerkbar: Da muss es nicht mehr die Topbonität sein. Aktien-ETFs werden hingegen ge- und verkauft.

Mal hoch, mal runter - am Aktienmarkt fehlt derzeit die Orientierung. Am Dienstag schwankt der DAX um die 10.000 Punkte-Marke, am Mittag sind es 10.001 Zähler. Auch bei Aktien-ETFs gibt es Zu- und Abflüsse - ohne eindeutigen Trend.

Die Umsätze sind den Händlern zufolge etwas zurückgegangen. Marco Salaorno von der Société Générale berichtet von einem - feiertagsbedingt - ruhigeren Handel. Sascha Cronemeyer von der Commerzbank meldet 22.000 Transaktionen für die vergangene Woche. Er sieht allerdings einen eindeutigen Kaufüberhang von 57 Prozent, Oliver Kilian von der Unicredit Group in München hingegen, wie bereits in den Vorwochen, mehr Abflüsse.

Ohne eindeutige Richtung

Bei der Commerzbank setzten Anleger auf Euro Stoxx 50-, S&P 500- und Stoxx Europe 600-ETFs, abgestoßen wurden hingegen DAX-Tracker. Kilian zufolge flogen vor allem Euro Stoxx- und Stoxx 600-Indexfonds aus den Portfolios. "Erste Zuflüsse haben wir aus währungsgesicherten S&P 500-ETFs beobachtet."

Sehr gut an kommen derzeit Aktien aus der zweiten und dritten Reihe, wie Salaorno feststellt. Zugegriffen werde dabei nicht nur in europäischen Small- und Midcap-ETFs, sondern auch in US-amerikanischen im SPDR MSCI World Small Cap (WKN A1W56P) oder japanischen im iShares MSCI Japan Small Cap (WKN A0Q1YX). Dagegen verabschiedeten sich Investoren von Largecap-Werten, etwa von S&P 500-Trackern von iShares (WKN A0YEDG, 622391).

Gesucht waren bei der Société Générale auch australische Aktien, zum Beispiel mit dem iShares MSCI Australia (WKN A0YJ80).

Keine Reaktion auf Brexit-Disskusion, Abwarten in Sachen Brasilien

Heiß diskutiert wird weiter der Brexit, wie Kilian feststellt. "Das interessiert die Anleger sehr." Größere Bewegungen auf der ETF-Seite seien - anders als auf der Währungsseite - aber bislang ausgeblieben.

Kein Thema ist offenbar Brasilien, trotz Regierungsumbildung. "Da war vor einigen Wochen mehr los, jetzt wird wahrscheinlich abgewartet, welche Akzente der neue Präsident setzt", vermutet Salaorno. Dies bestätigen auch Commerzbank und Unicredit. "Es ist auffällig wenig los in brasilianischen Aktien", erklärt Kilian. Für die marktbereiten Emerging Markets-ETFs meldet er leichte Zuflüsse, das Interesse der Anleger gelte vor allem asiatischen Schwellenländern.

Banken sowie Öl und Gas im Fokus

Was Branchen-ETFs angeht, steht auf der Umsatzliste der Börse Frankfurt für die vergangenen fünf Handelstage einmal mehr der Banken-Indexfonds von iShares (WKN 628930) ganz oben, gefolgt vom iShares Stoxx Europe 600 Oil & Gas (WKN A0H08M). Letzterer hat seit seinem Tief im Januar 25 Prozent an Wert zugelegt. Grund ist der steigende Ölpreis. Die Notierung für ein Barrel der Nordseesorte Brent stieg am heutigen Dienstag auf 49,40 US-Dollar - den höchsten Stand seit November. Auslöser war eine Analyse von Goldman Sachs: Die US-Investmentbank hat eine Trendwende bei Öl ausgerufen: Die Zeiten des Überangebots seien vorbei, die Preise würden in den kommenden Monaten steigen.

Salaorno meldet Käufe, aber auch Gewinnmitnahmen bei Öl-und Gas- sowie Grundstoff-ETFs, außerdem einen leichten Käuferüberhang bei Banken-Indexfonds. "Was die Banken angeht, spielen wahrscheinlich die Erleichterung über die Quartalszahlen eine Rolle. Das hat etwas Verunsicherung herausgenommen." Zuflüsse hat Salaorno in Aktien der Gesundheitsbranche beobachtet, Abflüsse aus Immobilienaktien.

Bei der Unicredit trennten sich Investoren vor allem von Telekommunikations-ETFs, bei der Commerzbank dominierten Käufe in Energie-, Finanz- und Grundstoff-Fonds.

Gefragte Unternehmensanleihen

Bei Anleihen-ETFs ist der Trend derzeit klar, der Markt ist wieder im "Risk-on"-Modus. In den Orderbüchern der Unicredit sind vor allem ETFs, die Unternehmensanleihen enthalten, beliebt, etwa mit dem iShares Core Euro Corporate Bond (WKN A0RGEP), sowie High Yield-Papiere - alles unterhalb der Top-Bonität. "Es wird nach dem gewissen Rendite-Aufschlag gesucht."

Bei der Société Générale werden vor allem US-Hochzinsanleihen (WKN A1H5UN) sowie Unternehmensanleihen aus Schwellenländern gekauft, verkauft hingegen europäische Unternehmensanleihen und kurz laufende Staatsanleihen. In länger laufenden Staatsanleihen hielten sich Käufe und Verkäufe die Waage. Die Commerzbank meldet Abflüsse aus deutschen Anleihen mit Laufzeit von 2,5 bis 5 Jahren und Zuflüsse in Unternehmensanleihen.

von: Anna-Maria Borse

© 17. Mai 2016 - Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)