Frankfurt (Reuters) - Ein überraschend stagnierender Ifo-Konjunkturindex hat die Anleger an Europas Börsen zu Wochenbeginn vorsichtig gestimmt.

Der Dax und der EuroStoxx50 verharrten am Montagvormittag bei ihren knappen Gewinnen und lagen bei 18.718 und 5043 Punkten. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich entgegen der Erwartungen nicht weiter aufgehellt. Das Ifo-Geschäftsklima stagnierte im Mai auf dem Vormonatswert von 89,3 Punkten, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Zuvor war das Barometer drei Mal in Folge geklettert. Von Reuters befragte Fachleute hatten mit einem Anstieg auf 90,4 Zähler gerechnet.

"Die weiter gestiegenen Geschäftserwartungen schlagen sich nicht so schnell in einer besseren Geschäftslage nieder", sagte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. "Wir rechnen erst ab der Jahresmitte mit einer nachhaltigeren Erholung des Bruttoinlandsprodukts, wobei die Aufwärtsbewegung moderat ausfallen sollte, weil die Bundesregierung die langjährige Erosion der Standortqualität nicht entschieden angeht."

INFLATIONSDATEN IM BLICK

Die Investoren richten ihren Blick nun erneut auf die Geldpolitik. Die Hoffnung auf eine erste Zinssenkung der US-Notenbank Fed im September wurde vergangene Woche zuerst von den jüngsten US-Konjunkturdaten entflammt. Dann drückten die Protokolle der letzten Fed-Sitzung allerdings auf die Stimmung. "Anleger hoffen nun, dass der nachlassende Preisdruck durch die ab Mittwoch bevorstehenden Inflationsdaten aus Deutschland, der Eurozone und den USA bestätigt wird", konstatierte Jochen Stanzl, Chefanalyst des Brokers CMC Markets. Im Auge behalten Börsianer auch weitere Reden von Vertretern der Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB).

Die EZB steht laut ihrem Chefvolkswirt Philip Lane in den Startlöchern für eine Zinssenkung in der kommenden Woche. "Wenn es keine größeren Überraschungen gibt, reicht das, was wir derzeit sehen, aus, um das oberste Niveau der Restriktion wegzunehmen", sagte Lane der "Financial Times".

Die Wahrscheinlichkeit einer geldpolitischen Lockerung bei den Zinsentscheidungen der Fed im September, November und Dezember wird dagegen an den Terminmärkten auf derzeit rund 50, 60 und 85 Prozent geschätzt.

CECONOMY NACH HOCHSTUFUNG GEFRAGT

Gefragt bei den Einzelwerten waren unter anderem die Aktien von Ceconomy, die um gut drei Prozent vorrückten. Die Experten der Investmentbank Baader Helvea hatten die Titel der Elektronikhandelsholding auf "Add" nach zuvor "Reduce" hochgestuft. Hintergrund sei unter anderem die Aussicht auf eine größere Nachfrage nach Fernsehern während der Fußball-Europameisterschaft und der Olympischen Spiele.

An der Börse in Zürich kletterten EFG International um knapp vier Prozent. Der Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär hat Insidern zufolge in den vergangenen Monaten Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss mit dem kleineren Rivalen geführt. Inzwischen seien die Verhandlungen aber gestoppt worden, sagten zwei mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

In Oslo setzte ein Virusfund der Aktie des Lachsanbieters Bakkafrost zu. Die Titel des auf den Faröer Inseln ansässigen Unternehmens verloren mehr als 2,5 Prozent und waren mit 587,50 Kronen so billig wie seit Januar nicht mehr. Bakkafrost hat nach eigenen Angaben Infektionen mit dem Lachs-Virus ISA in zwei Ställen eines seiner Zuchtbetriebe festgestellt.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)