--350 Mio Euro Wertminderungen wegen gestiegener Kapitalkosten

--Stahl auch operativ im Minus

--Jahresziele bestätigt, Free Cashflow sogar leicht positiv erwartet

(NEU: Weitere Details, Aussagen von CEO Martina Merz)

Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Verluste im Stahlgeschäft haben Thyssenkrupp das Ergebnis im zweiten Quartal (per Ende März) verhagelt. Außerplanmäßige Wertberichtigungen in Höhe von knapp 350 Millionen Euro wegen der mit dem Zinsniveau gestiegenen Kapitalkosten drückten auch den Ruhrkonzern insgesamt in die roten Zahlen. Nach Steuern und Anteilen Dritter stand ein Fehlbetrag von 223 Millionen Euro zu Buche, wie das im MDAX notierte Unternehmen in Essen mitteilte. Im Vorjahr war noch ein Überschuss von 565 Millionen Euro eingefahren worden.

Auch bereinigt um die Wertminderung schrieb die Stahltochter Thyssenkrupp Steel mit minus 14 Millionen Euro EBIT einen leichten Verlust - als einziger Konzernbereich. Deutlich höhere Rohstoff- und Energiekosten hinterließen hier ihre Spuren, nachdem der Stahl im Vorjahr mit 479 Millionen Euro noch den Löwenanteil zum Ergebnis beigetragen hatte. Auch im Werkstoffhandel lief es schlechter. Niedrige Preise und entsprechend geringere Margen ließen den bereinigten Gewinn um drei Viertel auf 85 Millionen Euro schrumpfen.

Die Ergebnisverbesserungen, die es im Autozuliefergeschäft, im Marineschiffbau und bei den zum Verkauf bestimmten Geschäften der Einheit Multi Tracks gab, die übrigens erstmals einen Gewinn ablieferte, konnten dies nicht auffangen. Das bereinigte Konzern-EBIT - der von Thyssenkrupp genutzte Maßstab für die operative Leistungsfähigkeit - brach um 74 Prozent oder fast 600 Millionen auf 205 Millionen Euro ein. Analysten hatten im Schnitt allerdings nur mit 154 Millionen Euro gerechnet.

Konzernchefin Martina Merz, die Ende des Monats zurücktritt und Platz für den früheren Siemens-Manager Miguel Angel Lopez Borrego macht, sprach von einem robusten Quartal. "Die Ergebnisse zeigen, dass wir inzwischen sehr viel stärker und widerstandfähiger aufgestellt sind", sagte sie. "Die dezentrale Aufstellung als Unternehmensgruppe und die Fokussierung des Portfolios zahlen sich aus." Der Wechsel an der Spitze werde das Unternehmen bei der "Umsetzung des Umbaus nicht bremsen".

Ungeachtet des Verlustes hält Thyssnkrupp an dem Ziel fest, im Gesamtjahr 2022/23 ein mindestens ausgeglichenes Jahresergebnis abzuliefern (Halbjahr: minus 105 Millionen Euro). Den für eventuelle Dividendenzahlungen wichtigen Free Cashflow vor Portfolioveränderungen erwartet die Konzernführung inzwischen gesichert "leicht positiv" und nicht mehr nur "mindestens ausgeglichen". Im zweiten Quartal führte die geringere Mittelbindung im Nettoumlaufvermögen sowohl im Vergleich zum Vorquartal als auch zum Vorjahr zu einer deutlichen Verbesserung. Mit minus 216 Millionen Euro blieb der Free Cashflow aber weiter negativ, wenn auch nicht so stark wie von Analysten erwartet (minus 327 Millionen Euro).

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

DJG/rio/smh

(END) Dow Jones Newswires

May 11, 2023 01:17 ET (05:17 GMT)