--50:50-Modell wird mit EPH verhandelt

--CEO Lopez will keinen Zeitrahmen für die Gespräche nennen

--CEO: Energiepartnerschaft für Stahl unbedingt notwendig

(NEU: weitere Details aus der Bilanzpressekonferenz)

Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einem Milliardenverlust aufgrund von Wertberichtigungen in der Stahlsparte setzt Thyssenkrupp-Vorstandschef Miguel Lopez auf ein Joint Venture der Stahlsparte mit der EPH Holding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky. "Steel Europe wird absehbar einer der größten Verbraucher von Grünstrom und grünem Wasserstoff sein", sagte Lopez auf der Bilanzpressekonferenz in Essen mit Blick auf die geplante Umstellung auf eine klimaneutrale Stahlproduktion.

Bis zu 50 Prozent der Kosten in der Stahlerzeugung werde künftig auf Energie entfallen. "Wir sind deshalb davon überzeugt, dass es unbedingt erforderlich ist, eine Energiepartnerschaft aufzubauen." Der Stahl bekomme in einem Joint Venture mit EPH Planungssicherheit mit Blick auf wettbewerbsfähige Preise und langfristigen Zugang zu erheblichen Mengen grünem Strom und Wasserstoff. "Deshalb führen wir konstruktive und ergebnisoffene Gespräche mit dem Energieunternehmen EPH."

Lopez, der seit sechs Monaten den Ruhrkonzern führt, bestätigte, dass dabei über ein 50:50-Eigentümermodell verhandelt wird. Zum Zeitrahmen für die Verhandlungen wollte er sich nicht äußern. Die Gespräche könnten aber noch einige Zeit dauern, räumte er ein. Die Aktionäre müssten einem solchen Schritt nach Einschätzung des Vorstandes nicht zustimmen.

Für den Fall eines Scheiterns der Verhandlungen gebe es einen Plan B, sagte Lopez. Den könne er aber nicht nennen. EPH habe aber nicht nur ein Interesse, Energie zu liefern, sondern auch an dem Stahlgeschäft "per se". Lopez verwies darauf, dass Stahl insbesondere in Deutschland noch Werkstoff Nummer eins sei. Knackpunkt in den Gesprächen sind laut Medienberichten die Pensionslasten beim Stahl. Diese bezifferte Finanzvorstand Klaus Keysberg mit aktuell 2,6 Milliarden Euro.

Thyssenkrupp hatte am Morgen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2022/23 einen Nettoverlust nach Anteilen Dritter von 2,1 Milliarden Euro gemeldet nach einem Gewinn von 1,1 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Dies ist neben einer deutlich schwächeren operativem Geschäft auf Wertberichtigungen in Höhe von 2,1 Milliarden vornehmlich auf das Anlagevermögen in der Stahlsparte zurückzuführen.

Der Konzern sucht schon seit Jahren nach einem geeigneten Partner für sein konjunkturabhängiges Stahlgeschäft. Mehrere Anläufe dazu sind bisher gescheitert. 2018 wurde zwar ein Abschluss mit dem indischen Stahlriesen Tata Steel erreicht, doch der Zusammenschluss mit dessen Europageschäft scheiterte im Jahr darauf am Veto der EU-Kommission.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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November 22, 2023 06:57 ET (11:57 GMT)