NEW YORK (Dow Jones)--Leicht erholt von der zweitägigen Talfahrt zeigt sich die Wall Street am Donnerstag. Nachdem am Vortag noch ein Erholungsversuch im Verlauf gescheitert ist, könnte es nun klappen. Allerdings fällt die Erholung nach zwei Tagen mit kräftigen Abschlägen bescheiden aus. Gestützt wird der Aktienmarkt von erneut sinkenden Marktzinsen - eine Entwicklung, die am Vortag nicht bis zum Handelsende geholfen hatte. Denn weiter bleiben Anleger wegen einer möglicherweise schnelleren und umfangreicheren als bislang erwartet ausfallenden geldpolitischen Straffung durch die US-Notenbank nervös. In der kommenden Woche tritt die Federal Reserve zusammen - erhofft werden Hinweise, mit welchem Tempo die Notenbanker die geldpolitischen Zügel anziehen wollen, um die steigende Inflation einzudämmen.

Bis zum Mittag US-Ostküstenzeit steigt der Dow-Jones-Index um 1,0 Prozent auf 35.378 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite legen um 1,2 bzw. 1,7 Prozent zu. Am Mittwoch hatte der technologielastige Nasdaq-Composite in den Korrekturmodus gewechselt, nachdem er zuletzt 10 Prozent seit dem vergangenen Allzeithoch eingebüßt hatte. "Solche Marken rufen häufig Schnäppchenjäger auf den Plan", sagt ein Händler. "Ich sehe auf dem Markt nicht viel, was mich wirklich beunruhigt. Es gibt niemanden, der sagt: 'Rette sich wer kann', aber es gibt einige, die sagen, dass sie Risiken abbauen und sich in anderen Marktbereichen neu positionieren werden", erläutert Investmentstrategin Kara Murphy von Kestra Holdings.

Wenig Orientierung liefern die Konjunkturdaten des Tages, die ein uneinheitliches Bild skizzieren. So fiel der Philadelphia-Fed-Index für Januar besser als erwartet aus, die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten enttäuschen dagegen. Auch Immobiliendaten überzeugen nicht.


   Travelers und American Airlines überzeugen 

Daneben gibt vor allem die Fahrt aufnehmende Berichtssaison den Takt vor. Der US-Versicherungskonzern Travelers hat im vierten Quartal 2021 bereinigt deutlich mehr verdient als am Markt erwartet. Die Aktie legt um 5,7 Prozent zu. American Airlines hat ihren Verlust im vierten Quartal weiter eingegrenzt und die Erwartungen des Marktes übertroffen. Der US-Konzern steigerte seinen Umsatz zum Vorjahr deutlich, das Niveau vor der Pandemie konnte aber nicht erreicht werden. Auch im ersten Quartal 2022 dürfte die Entwicklung noch deutlich unter Vorkrisenniveau liegen. Die Titel hinken dem Markt mit plus 0,3 Prozent hinterher.

United Airlines sinken indes um 0,6 Prozent. Auch diese Fluggesellschaft verbuchte im vierte Quartal Verluste, die aber geringer ausfielen als von Analysten befürchtet. Zudem steigerte die Airline den Umsatz überraschend deutlich. Die Fluglinie befinde sich aber noch immer weit entfernt von den Vor-Pandemie-Niveaus, die Kapazitäten dürften 2022 niedriger als 2019 ausfallen, die Kosten dagegen höher, monieren Händler.

Die von Alcoa vermeldeten Geschäftszahlen werden positiv aufgenommen, operativ lief es besser als gedacht. Für die Aktie geht es um 5,3 Prozent nach oben. Die Aktie des Spezialchemie-Herstellers H.B. Fuller steigt um 0,4 Prozent, nachdem die Viertquartalszahlen weitgehend im Rahmen der Erwartungen gelegen haben. Die Eisenbahngesellschaft Union Pacific (+1,6%) meldet für das vierte Quartal Umsätze und Gewinnkennziffern, die über den Erwartungen liegen.


   Dollar wenig bewegt - Ölpreise steigen weiter 

Wenig bewegt zeigen sich Dollar und Euro. Beim Greenback steht übergeordnet bereits das Fed-Treffen in der kommenden Woche im Blick. Die Devisenanalysten der Bank of America glauben wegen der anhaltenden US-Inflation und der eher vorübergehenden Inflation in der Eurozone an einen mittelfristig schwächeren Euro. "Unsere Prognose liegt bei 1,10 Dollar zum Jahresende verglichen mit einem Konsens von 1,15 und einem aktuellen Kurs von rund 1,14", so die Experten.

Für die Ölpreise geht es nach der jüngsten Rally weiter aufwärts - erneut auf frische Siebenjahreshochs. Selbst unerwartet gestiegene Rohöllagerbestände in den USA bremsen die Preise kaum. Offenbar überwögen die geopolitischen Sorgen mit immer neuem Säbelrasseln in Russland - einem wichtigen Erdölförderer, heißt es. Die verbale Rhetorik des Westens lasse nicht auf eine Entspannung schließen. Zudem setzen Marktteilnehmer auf eine weiter anziehende Nachfrage. Denn einer extrem starken und schnellen Omikron-Welle folge ein starker Abfall der Zahlen, so die Hoffnung des Marktes. Damit wachse die Chance auf eine schnelle konjunkturelle Erholung.

Der Goldpreis steigt mit weiter sinkenden Marktzinsen und gewinnt laut Händlern wieder verstärkt Zulauf als Inflationsschutz. Dieser Gedanke sei zuletzt etwas vernachlässigt worden.


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INDEX                 zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
DJIA                35.377,80      +1,0%      349,15      -2,6% 
S&P-500              4.587,28      +1,2%       54,52      -3,8% 
Nasdaq-Comp.        14.579,68      +1,7%      239,43      -6,8% 
Nasdaq-100          15.284,96      +1,6%      237,12      -6,3% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         1,04      -0,8        1,05       31,3 
5 Jahre         1,62      -3,1        1,65       35,7 
7 Jahre         1,78      -3,9        1,82       34,2 
10 Jahre        1,84      -2,9        1,87       32,8 
30 Jahre        2,16      -2,0        2,18       25,8 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %    Do, 8:41  Mi, 17:04   % YTD 
EUR/USD                1,1339      -0,0%      1,1363     1,1348   -0,3% 
EUR/JPY                129,33      -0,3%      130,04     129,76   -1,2% 
EUR/CHF                1,0381      -0,1%      1,0392     1,0397   +0,1% 
EUR/GBP                0,8309      -0,3%      0,8335     0,8326   -1,1% 
USD/JPY                114,07      -0,3%      114,45     114,31   -0,9% 
GBP/USD                1,3647      +0,3%      1,3631     1,3630   +0,9% 
USD/CNH (Offshore)     6,3432      -0,1%      6,3448     6,3494   -0,2% 
Bitcoin 
BTC/USD             43.212,50      +2,9%   42.055,51  41.994,58   -6,5% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               87,33      86,96       +0,4%       0,37  +16,1% 
Brent/ICE               88,89      88,44       +0,5%       0,45  +14,1% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.843,19   1.840,40       +0,2%      +2,79   +0,8% 
Silber (Spot)           24,65      24,20       +1,9%      +0,45   +5,8% 
Platin (Spot)        1.052,95   1.026,40       +2,6%     +26,55   +8,5% 
Kupfer-Future            4,56       4,47       +2,1%      +0,09   +2,2% 
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January 20, 2022 12:28 ET (17:28 GMT)