FRANKFURT (Dow Jones)--Mit Aufschlägen haben Europas Börsen am Freitag den Handel beendet. Auch schwächere US-Einzelhandelsdaten belasteten nicht. Diese haben sich im September unverändert entwickelt, erwartet worden war ein Plus von 0,3 Prozent. Tendenziell waren die Daten aus Marktsicht sogar leicht positiv zu werten, sprach eine schwächere US-Wirtschaft doch dafür, dass die US-Notenbank die Geldpolitik weniger stark als erwartet anziehen könnte.

Mit der negativen Tendenz an der Wall Street gaben die europäischen Indizes allerdings im späten Verlauf einen Teil ihrer Gewinne wieder ab. Der DAX schloss 0,7 Prozent höher bei 12.438 Punkten, der Euro-Stoxx-50 kletterte um 0,6 Prozent auf 3.382 Punkte.

Die Börsen setzten damit die Aufwärtstendenz des Vortages fort. Auslöser waren die US-Inflationsdaten für September. Diese waren zwar erneut etwas höher als erwartet ausgefallenen, was zunächst auch deutlich belastete. Im Anschluss machte sich aber beginnend an der Wall Street die Hoffnung breit, dass damit die Spitze gesehen sein dürfte und die Inflationsraten in den kommenden Monaten sinken dürften. Ob es sich bei der Erholung der Aktien diesmal um mehr handelt als nur eine sogenannte Bärenmarktrally, bleibt abzuwarten.


   FTSE und Pfund von politischen Entwicklungen in London unbeeindruckt 

Das Pfund und die Börse in London reagierten kaum auf die politischen Entwicklungen in Großbritannien. So hat Premierministerin Liz Truss zunächst Schatzkanzler Kwasi Kwarteng entlassen. Seine Nachfolge wird Jeremy Hunt antreten. Im Anschluss hat Truss eine Kehrtwende in wichtigen Teilen ihrer Steuerpolitik bekannt gegeben. Entgegen der vorherigen Pläne soll die Körperschaftssteuer nun doch auf 25 Prozent von 19 Prozent steigen. Die Erhöhung war noch von Truss' Vorgänger Boris Johnson in die Wege geleitet worden. Truss wollte dies zunächst rückgängig machen. Es ist das zweite Mal, dass die Regierung ihren Wachstumsplan zurücknehmen muss.

Seit der Ankündigung des Plans vor drei Wochen ist das Pfund gegenüber dem Dollar auf ein Rekordtief gefallen und die Bank of England hat eingegriffen, um den Markt für Staatsanleihen zu beruhigen. Diese Unterstützung war am Freitag ausgelaufen. Das Pfund verlor 1,1 Prozent auf 1,1209 Dollar. Der FTSE-100 schloss mit einem Plus von 0,1 Prozent.


   Temenos mit schwachen Zahlen 

Temenos stürzten um 18,9 Prozent ab. Die am Vorabend veröffentlichten Geschäftszahlen zum dritten Quartal des Schweizer Banksoftwarespezalisten waren deutlich unterhalb der Markterwartung ausgefallen. Temenos hat außerdem die Prognose gesenkt, sie liegt laut Analysten nun 30 Prozent unterhalb des Konsens.

Fraport (-0,3%) hat seine Passagier- und Frachtzahlen für September vorgelegt. Sie wurden im Handel als neutral bezeichnet. Das Passagieraufkommen am Frankfurter Flughafen ist im September gegenüber dem Vorjahresmonat deutlich gestiegen, lag aber immer noch um 27,2 Prozent unter dem Septemberwert im Vorkrisenjahr 2019, was vor allem Folge des niedrigeren Geschäftsreiseverkehrs war. Das Frachtaufkommen war derweil weiter rückläufig angesichts der gesamtwirtschaftlichen Abkühlung sowie der Einschränkungen des Luftraums durch den Ukraine-Krieg.

Für Nordex ging es um 3,8 Prozent nach oben. Zwar hat das Unternehmen im dritten Quartal insgesamt weniger Aufträge für Windenergieanlagen und weniger Leistung erhalten, allerdings erhöhte sich der durchschnittliche Verkaufspreis je Megawatt Leistung (ASP) laut Nordex deutlich auf 0,90 Millionen Euro von 0,69 Millionen. Laut den Citi-Analysten liegt das 31 Prozent über dem Vorjahr und 14 Prozent über dem Vorquartal und 4 Prozent über der eigenen Erwartung. Die Preisdisziplin sei klar positiv, wobei die Interpretation der Faktoren schwierig sei.

Tomtom brachen an der Börse in Amsterdam um 11,7 Prozent ein. Die Drittquartalszahlen waren zwar besser als erwartet ausgefallen. Die Anleger störten sich allerdings am Ausblick. Das Unternehmen hat die Erwartungen an das Automotive-Geschäft 2023 gesenkt und rechnet zugleich mit einer höheren Kosteninflation. Beim Cashflow wird 2023 nur noch der Breakeven angestrebt nach bislang mehr als 5 Prozent des Umsatzes.


=== 
Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
                          stand      absolut         in %           seit 
                                                           Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50          3.381,73       +19,33        +0,6%         -21,3% 
Stoxx-50               3.367,28       +11,68        +0,3%         -11,8% 
Stoxx-600                391,31        +2,16        +0,6%         -19,8% 
XETRA-DAX             12.437,81       +82,23        +0,7%         -21,7% 
FTSE-100 London        6.858,79        +8,52        +0,1%          -7,2% 
CAC-40 Paris           5.931,92       +52,73        +0,9%         -17,1% 
AEX Amsterdam            630,58        -2,43        -0,4%         -21,0% 
ATHEX-20 Athen         2.013,88       +45,46        +2,3%          -6,0% 
BEL-20 Brüssel         3.387,10       +40,30        +1,2%         -21,4% 
BUX Budapest          39.603,36      +815,41        +2,1%         -21,9% 
OMXH-25 Helsinki       4.487,12       +64,50        +1,5%         -21,2% 
ISE NAT. 30 Istanbul   3.952,71       +68,90        +1,8%         +95,2% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.591,96       +34,30        +2,2%         -14,6% 
PSI 20 Lissabon        5.253,96       +86,04        +1,6%          -4,1% 
IBEX-35 Madrid         7.382,50       +33,70        +0,5%         -15,3% 
FTSE-MIB Mailand      20.930,81      +144,99        +0,7%         -24,0% 
RTS Moskau               990,66       +22,32        +2,3%         -37,9% 
OBX Oslo               1.028,31       -10,19        -1,0%          -3,8% 
PX  Prag               1.147,15       +13,57        +1,2%         -19,6% 
OMXS-30 Stockholm      1.869,02       +12,16        +0,7%         -22,8% 
WIG-20 Warschau        1.397,23       +38,73        +2,9%         -38,4% 
ATX Wien               2.749,82        +6,73        +0,2%         -28,5% 
SMI Zürich            10.329,34      +101,44        +1,0%         -19,8% 
* zu Vortagsschluss 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %   Fr, 8:18  Do, 17:01    % YTD 
EUR/USD                0,9736        -0,4%     0,9789     0,9715   -14,4% 
EUR/JPY                144,51        +0,4%     144,29     143,19   +10,4% 
EUR/CHF                0,9785        +0,0%     0,9764     0,9961    -5,7% 
EUR/GBP                0,8691        +0,7%     0,8651     0,8646    +3,4% 
USD/JPY                148,43        +0,9%     147,43     147,39   +28,9% 
GBP/USD                1,1204        -1,1%     1,1315     1,1237   -17,2% 
USD/CNH (Offshore)     7,2200        +0,6%     7,1723     7,2159   +13,6% 
Bitcoin 
BTC/USD             19.361,79        -0,2%  19.790,69  18.408,28   -58,1% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.      +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               85,98        89,11      -3,5%      -3,13   +22,2% 
Brent/ICE               92,11        94,57      -2,6%      -2,46   +25,2% 
GAS                            VT-Settlem.               +/- EUR 
Dutch TTF              142,10       153,81      -7,6%     -11,71  +136,9% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag      +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.646,29     1.666,30      -1,2%     -20,01   -10,0% 
Silber (Spot)           18,26        18,89      -3,3%      -0,63   -21,7% 
Platin (Spot)          894,65       897,95      -0,4%      -3,30    -7,8% 
Kupfer-Future            3,43         3,46      -0,6%      -0,02   -22,4% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
=== 

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/ros/flf

(END) Dow Jones Newswires

October 14, 2022 12:09 ET (16:09 GMT)