KUALA LUMPUR (awp international) - Die Abkühlung Chinas und die digitale Revolution bedeuten aus Unternehmersicht Riesenpotenzial für Südostasien, aber Regierungen laufen Gefahr, den Zug zu verpassen. Strenge Regeln etwa über die Höhe von Auslandsbeteiligungen hemmten das Geschäft, meinten Unternehmer am Mittwoch zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums (WEF) Ostasien in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur. Die zehn Länder der Südostasiatischen Staatengemeinschaft (Asean) haben mehr als 620 Millionen Einwohner, und 40 Prozent sind jünger als 40.

"Chinas Abkühlung ist eine Riesenchance für Asean", meinte der Gründer der grössten Billigairline in Asien, Air Asia, Tony Fernandes. China ist der grösste Handelspartner der Region. "Man darf die Chancen, die eine Krise bringt, nicht verpassen." Asean müsse die Harmonisierung nach dem Muster der EU jetzt um so entschlossener vorantreiben. Noch müssten Unternehmen sich in der Asean-Region mit zehn verschiedenen Regulierungsbehörden abgeben. Das lähme das Geschäft. Er sei optimistisch, dass die Regierungen nun vorankämen.

Die digitale Revolution oder 4. industrielle Revolution bezeichnet die digitale Vernetzung von Arbeitsprozessen und Maschinen und die damit verbundenen Umwälzungen sämtlicher Arbeitsprozesse. Die deutsche Wirtschaft spricht von Industrie 4.0. Damit ist die Digitalisierung der industriellen Fertigung gemeint, die automatischen Informationsaustausch zwischen Maschinen und mit Zulieferern erlauben. Das soll die Produktivität steigern. Firmen werden noch globaler und Landesgrenzen verlieren an Relevanz.

"Regulierungsbehörden und Politiker stecken noch in der alten Welt fest", meinte die frühere Handelsministerin Indonesiens, Wirtschaftsprofessorin Mari Elka Pangestu. Sie dächten in überholten Kategorien von heimischen Märkten und betrachteten Innovation oft mit Skepsis. "Die Regierungen der Region müssen ihre Vorschriften viel mehr harmonisieren", forderte Sigve Brekke, der Vorstandsvorsitzende der norwegischen Telekom-Firma Telenor . Als Beispiel nannte er die Vorschriften über die erlaubte Höhe ausländischer Beteiligungen. Jedes Land in der Asean-Region habe eigene Gesetze, für Firmen wie seine sei das zu kompliziert und hemme Integration.

Asean hat Ende 2015 auf dem Papier einen gemeinsamen Markt verwirklicht. Zwar sind die Zölle weitgehend gefallen, aber die Freizügigkeit ist noch nicht verwirklicht und viele Länder schützen ihren heimischen Markt mit protektionistischen Massnahmen./oe/DP/jha