Tokio/Ebikon (awp) - Ein japanisches Berufungsgericht in der Hauptstadt Tokio hat bestätigt: ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma Schindler ist nicht für den tödlichen Lift-Unfall in der Stadt Takeshiba vom 3. Juni 2006 verantwortlich. Das Urteil bestätigt einen Freispruch in erster Instanz durch ein Tokioter Bezirksgericht vom September 2015.

Der Schweizer Lift- und Fahrtreppenhersteller begrüsst in einer Mitteilung vom Freitag den "vollumfänglichen Freispruch" ihres angeklagten ehemaligen Servicetechnikers und äussert sich erleichtert darüber. Dementsprechend erkenne man das Urteil an.

Im ersten Urteil des Bezirksgerichts 2015 waren drei weitere Angeklagte im Gegensatz zum ehemaligen Schindler-Mitarbeiter zu 14 bis 18 Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden.

Sie mussten somit die Verantwortung für den Tod eines 16-jährigen Jugendlichen im Takeshiba-Hochhaus in der Tokioter Präfektur Minato im Jahr 2006 übernehmen. Der Jugendliche wollte den Lift im 12. Stock mit einem Fahrrad verlassen, als sich der Aufzug trotz geöffneter Türen weiter nach oben in Bewegung setzte.

JUNGE ERLAG VERLETZUNGEN

Der Junge wurde eingeklemmt und erlag seinen Verletzungen. Bei den Verurteilten handelte es sich um Mitarbeiter einer Wartungsfirma, ohne Bezug zu Schindler. Sie waren demnach zum Zeitpunkt des Unfalls für die Kontrolle zuständig.

Schindler selbst hat sich im November des letzten Jahres mit der Familie des Opfers vor einem Gericht in Tokio auf eine finanzielle Entschädigung geeinigt.

Der nun in zweiter Instanz freigesprochene japanische Staatsangehörige hatte zusammen mit einem weiteren Angestellten 2013 vor Gericht auf nicht schuldig plädiert. Der Mitangeklagte war aber bereits im Laufe des ersten Prozesses verstorben.

SCHINDLER NICHT MEHR IN JAPAN TÄTIG

Schindler stand nach dem Unfall in der japanischen Öffentlichkeit während Jahren in der Kritik und erlitt einen Einbruch des Geschäfts. Das Management drückte in der Folge sein Bedauern mehrfach aus. Konstruktionsfehler konnten Schindler nicht nachgewiesen werden.

Im Jahr 2016 zog sich Schindler schliesslich aus Japan zurück und verkaufte sein dortiges Liftgeschäft an den Konkurrenten Otis. Der Entscheid basiere auf dem insgesamt geringen Marktanteil sowie dem bereits erfolgten Rückzug aus dem Neuanlagenverkauf, so Schindler damals.

kw/ra