Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft kommt nicht in Schwung, im Gegenteil: Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - fiel im Oktober um 0,6 Zähler auf 45,8 Punkte, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter etwa 800 Unternehmen mitteilte.

Das Barometer entfernte sich damit weiter von der Schwelle von 50 Zählern, ab dem es Wachstum signalisiert. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten 46,7 Punkte vorhergesagt. "Deutschland startet in das letzte Quartal denkbar schlecht", sagte Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank (HCOB), die die Umfrage sponsert. "Vieles deutet darauf hin, dass sich Deutschland mitten in einer Rezession befindet."

Die Industrieproduktion bremste ihre Talfahrt, nachdem sich die Auftragslage zuletzt verbessert hat. Auch die Dienstleister, die im Vormonat noch gewachsen waren, schrumpften nun wieder. Dort sank auch die Beschäftigung den zweiten Monat in Folge. Die Kosten ziehen im Servicesektor dagegen an. "Die gestiegenen Energiepreise und der hohe Lohndruck sind höchstwahrscheinlich der Grund für diese Entwicklung", sagte de la Rubia. "Die Unternehmen schaffen es immer noch, einen Teil dieser steigenden Kosten auf die Kunden abzuwälzen."

Die deutsche Wirtschaft steht nach Prognose der Bundesbank bereits mit einem Bein in einer neuen Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im zurückliegenden dritten Quartal "etwas geschrumpft sein", heißt es im aktuellen Monatsbericht. Geht es im laufenden vierten Quartal zum zweiten Mal in Folge zurück, wird von einer "technischen Rezession" gesprochen. Die gab es zuletzt um den Jahreswechsel 2022/23, ehe sie im Frühjahr mit einer Stagnation der Wirtschaft endete. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht eine erste Schätzung zum Abschneiden von Juli bis September voraussichtlich Ende Oktober.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)