Das sei eine "sehr, sehr große Herausforderung", sagte GM-Finanzchef Chuck Stevens am Dienstag. Doch sei der größte US-Autobauer darauf vorbereitet, "was auch immer notwendig ist" dafür zu tun, ergänzte er, ohne ins Detail zu gehen. Im Juli hatte der Finanzchef Einsparungen angekündigt. An den Opel-Standorten Rüsselsheim und Eisenach kommt es bereits zu Kurzarbeit. Weitere Sparpläne sind nicht bekannt. Insgesamt läuft es bei GM aber rund. Vor allem dank brummender Geschäfte auf dem Heimatmarkt hat der Konzern den Nettogewinn im dritten Quartal auf 2,8 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt.

In Europa macht den Amerikanern aber zusätzlich zu den bisherigen Problemen das überraschende Brexit-Votum zu schaffen. Das britische Pfund hat sich seit dem Referendum für einen EU-Austritt des Vereinigten Königreichs im Juni um 17 Prozent zum Euro abgeschwächt. Dadurch verteuern sich die in Deutschland oder Spanien produzierten Fahrzeuge. Das trifft vor allem die Opel-Modelle Insignia und Corsa, für die Großbritannien der größte Markt ist. Im Oktober hob GM die Preise dort um 2,5 Prozent an, um den Währungsverlust aufzufangen, wie Stevens erklärte. Der Konzern rechnet nach wie vor mit 400 Millionen Dollar Zusatzkosten wegen des Brexit. Im dritten Quartal fielen davon bereits 100 Millionen Dollar an.

Das Europa-Geschäft des weltweit drittgrößten Auto-Herstellers fuhr in den Sommermonaten einen Verlust von 142 Millionen Dollar ein. Im Vorjahreszeitraum betrug das Minus noch 231 Millionen Dollar. Im zweiten Quartal hatte GM in Europa noch Gewinn eingefahren, so dass nach neun Monaten elf Millionen Dollar Verlust zu Buche standen nach gut einer halben Milliarde Dollar vor Jahresfrist. Während GM seine Produktionsstandorte in den beiden Werken in Großbritannien nicht infrage stellt, wägt der japanische Autobauer Nissan wegen des Brexit noch ab, ob auch das nächste Modell des Geländewagens Qashqai auf der Insel gebaut wird.

SUV-NACHFRAGE BRUMMT

Der Mutterkonzern GM ist dieses Jahr unterdessen auf Rekordfahrt - vor allem dank florierender Geschäfte im Heimatmarkt und in China. Der Umsatz erhöhte sich im dritten Quartal um gut zehn Prozent auf 42,8 Milliarden Dollar. GM setzte von Juli bis September 2,4 Millionen Fahrzeuge ab, knapp vier Prozent mehr - und das, obwohl der Gesamtmarkt stagniert. Erfolgreich ist GM in Nordamerika vor allem mit sportlichen Geländewagen (SUV) und beherrscht inzwischen mehr als 70 Prozent dieses Marktes, der beflügelt von niedrigen Spritpreisen wächst.

SUVs sind neben Pickup-Trucks auch Zugpferde beim italienisch-amerikanischen Autobauer Fiat Chrysler. Der Konzern steigerte trotz stagnierenden Umsatzes das bereinigte Betriebsergebnis (Ebit) um 29 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro und übertraf damit die Markterwartungen. Dabei fielen 85 Prozent des Gewinns in Nordamerika an. Für 2016 peilt das Management nun ein operatives Ergebnis von mehr als 5,8 (bisher mehr als 5,5) Milliarden Euro an. Damit legte Fiat Chrysler zum zweiten Mal in diesem Jahr die Latte höher.