Early Stage & Expansion

Interview mit Christian Damjakob, mic AG

"Wir sind in allen

Funding-Kanälen aktiv"

Die mic AG richtet sich neu aus. Neben einem Kurswechsel hin zu einer Buy and Build Strategie, gab es auch Veränderungen im Vorstand. Christian Damjakob wird künftig neben Unternehmensgründer Claus-Georg Müller die Geschicke der börsennotierten Beteiligungsgesell- schaft lenken.

VC Magazin: Die mic AG hat im Frühjahr einen Kurswechsel hin zu einer Buy & Build-Strategie angekündigt. Welche Beweggründe gab es für diese Neuausrichtung? Damjakob: Wir möchten uns stärker fokussieren und nicht mehr auf Einzeltechnologien und ein breites Portfolio setzen, sondern unseren Venture-Plattform-Ansatz zu einer klar eingegrenzten Buy & Build-Strategie weiterentwickeln. Hierzu vielleicht ein Beispiel: Nehmen wir eine unserer Themen-AGs, die eine selbst entwickelte Technologie besitzt und um die herum wir uns ent- schließen, ein größeres Unternehmen zu bauen, z.B. im Indus- trie-4.0-Bereich. Wir scannen im ersten Schritt das Umfeld und überlegen uns, mit welchen Maßnahmen wir auf der akquisitori- schen Seite das bestehende Geschäft skalieren, aber gleichzeitig auch weiter fokussieren können. Es folgen Gespräche mit pas- senden Unternehmen, um die Vorteile des gemeinsamen Auf- tritts und unserer Beteiligung aufzuzeigen. VC Magazin: Welche Unternehmensgrößen haben Sie im Blick? Damjakob: Bei der Größenordnung liegt der Fokus auf einem Transaktionsvolumen im Bereich bis zu 10 Mio. EUR. Hierzu brauchen wir reproduzierbare Funding-Kanäle. Solche Transak- tionen möchten wir nicht aus der eigenen Bilanz stemmen. Wir denken hier zum Beispiel an Börsengänge, wobei Deutschland in diesem Segment unter 50 Mio. EUR ein schwieriges Umfeld darstellt. Deshalb haben wir einige andere interessante Börsen- plätze identifiziert. Australien bietet beispielsweise ein sehr technologieaffines Umfeld. Wir sind gerade dabei, mit unserer Lifespot Capital AG dort einen Börsengang umzusetzen. Grund- sätzlich wollen wir zeigen, dass wir in der Lage sind und Erfah- rung darin haben, an hochspannenden ausländischen Börsen kleinere IPOs umzusetzen. Das ist ein möglicher Finanzierungs- kanal, der andere ist die klassische Venture Capital-Finanzie- rung über Co-Investoren. Einen weiteren Kanal sehen wir im Fundraising über eine Art Feeder-Fonds. In allen Funding-Kanä- len sind wir aktuell aussichtsreich aktiv. VC Magazin: Mit dem Wechsel des Investitionsschwerpunkts treten Sie in den Markt der Mittelstandsbeteiligungen ein. Wie bewerten Sie den Wettbewerb in diesem Segment? Damjakob: Es gibt viele Mittelstandsspezialisten, die Buy & Build machen, mit diesen Adressen treten wir nicht in Konkurrenz, Christian Damjakob

ist seit Ende August 2016 Vorstand der mic AG. Darüber hinaus zeichnet er als Vorstand der Smarteag AG, einer 100%igen Tochter der mic AG, verantwortlich.

weil es sich dort um ganz andere Herangehensweisen handelt. Die mic AG ist ein Unternehmen, das an echten Technologien in- teressiert ist. Wir nennen das Deep Technology, also Technolo- gien, die häufig physisch fassbar sind, Research beinhalten und einen starken IP-Schutz haben. Wir haben in unserer Entwick- lungsphase als mic AG festgestellt, dass es am besten ist, um diese Technologien herum ein Umfeld zu schaffen, was wir als Buy & Build einordnen. Das heißt, dass wir komplementäre Technologien akquirieren, aber auch ganz besonders passende nationale und internationale Service- und Sales-Kanäle. Dabei sind unsere Unternehmen dem B2B-Bereich zugeordnet und fokussieren ausschließlich die Digitalisierung der "vertikalen" Industrie über die 4industries AG, große physische Infrastruktu- ren über die Smarteag AG, Gesundheitswesen über die Lifespot Capital AG sowie als Grundlagentechnologie Big Data über die micData AG. Daneben gibt es noch die Wearable-Technologies- Plattform, die u.a. eigene Events mit festen Erlösströmen durch- führt.

40 10-2016 | VentureCapital Magazin

VC Magazin: Eine Neuausrichtung fand auch auf personeller Ebene statt: Mit Manuel Reitmeier und Oliver Kolbe haben der CFO und der CIO den Vorstand verlassen. Wo liegen die Ursa- chen für diese Veränderungen und welche Schlüsse ergeben sich aus ihnen? Damjakob: Manuel Reitmeier leitet heute als Geschäftsführer das Family Office von Claus-Georg Müller und gehört somit zum Kreis der regelmäßigen Gesprächspartner. Er ist nach wie vor gut über das Geschehen in der mic AG informiert. Oliver Kolbe kam als Vorstand des Tochterunternehmens micData AG zum Konzern und wurde kurz darauf zum Vorstand der mic AG beru- fen. Gemeinsam wurde im Frühjahr noch die Entscheidung ge- fällt, in den Buy & Build-Bereich zu gehen. Zuletzt gab es aber verstärkt Differenzen hinsichtlich der Art und Weise der Umset- zung der Maßnahmen und vor allem auch der Einbindung in eine langfristige Strategie, was letztendlich zur Trennung ge- führt hat. Ich selbst bin seit mehr als zwei Jahren als Vorstand der Smarteag AG innerhalb der mic-Gruppe tätig, kenne die mic von innen und außen sehr gut und war zuvor u.a. als Geschäfts- führer der Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH bereits in führender Position bei einem Beteiligungshaus tätig. Der Auf- sichtsrat der mic AG, bestehend aus Reiner Fischer, Martin Weigert und Dr. Christoph Ludwig, hat mir den Vorstandsposten angeboten, den ich gerne angenommen habe. Claus-Georg Müller befindet sich noch in einer aktiven Erholungsphase nach einer Erkrankung, war aber an allen Entscheidungen wesentlich beteiligt und wird demnächst auch operativ wieder voll mit

anpacken. Wir ziehen mit der neuen Besetzung an einem Strang und blicken sehr optimistisch in die Zukunft.

VC Magazin: Der Aktienkurs der mic AG war in den letzten vier Monaten unter Druck geraten - trotz positiver Zahlen für das Geschäftsjahr 2015. Welche (Kurs-)Ziele streben Sie für 2016 an und wie planen Sie diese zu erreichen? Damjakob: Der Glaube an die Werthaltigkeit von Portfolios an der Börse ist begrenzt. Wir haben eine klare Strategie und ein gutes, erfahrenes und hochmotiviertes Managementteam. Wir treffen überlegte, aber auch schnelle Entscheidungen und werden un- seren Kurs konsequent durchziehen. Und werden dabei auch aussortieren, wo wir kein ausreichendes Potenzial mehr sehen. So haben wir gerade veröffentlicht, dass der Halbjahresab- schluss der mic AG aufgrund von Wertberichtigungen bei Port- foliogesellschaften einen deutlichen Verlust ausweisen wird. Damit sehen wir uns nun aber wieder in der Lage, neben der Entwicklung der Werthaltigkeit des Portfolios zusätzliche Werte durch wiederholbare erfolgreiche Management- und Finanzie- rungsprozesse zu generieren. Das gilt es jetzt umzusetzen und zu leben. Die Kursentwicklung wird sich daran positiv orientie- ren. Der Rest von 2016 steht sicherlich im Zeichen der Konsoli- dierung, aber 2017 wird ein gutes Jahr für die mic-Aktie. VC Magazin: Vielen Dank für das Interview, Herr Damjakob!

mathias.renz@vc-magazin.de

ANZEIGE

from all

over Europe!

in Dresden, Germany 18-19 October 2016

mic AG veröffentlichte diesen Inhalt am 04 October 2016 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 04 October 2016 09:44:06 UTC.

Originaldokumenthttp://mic-ag.eu/files/mic-ag/presse/2016/20161004_micAG_VC-Magazin_CD-Interview.pdf

Public permalinkhttp://www.publicnow.com/view/3AEB85C83BD16A158A577CD3830576CEFB5A8885