Kommentare, Einschätzungen und Entwicklungen zu Energiethemen, -versorgung und -sicherheit in Deutschland:


Netzbetreiber fordern 7,8 Milliarden Euro zusätzlich vom Bund 

Die Betreiber der deutschen Stromübertragungsnetze verlangen einem Bericht des Handelsblatts zufolge vom Bundeswirtschaftsministerium zusätzliche Milliarden. Damit sollen die Finanzierung der erneuerbaren Energien abgesichert und Risiken für den Netzausbau reduziert werden. In einem gemeinsamen Schreiben der vier Unternehmen an Wirtschaftsstaatssekretär Philipp Nimmermann heißt es, der Finanzierungsbedarf nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) steige in diesem Jahr in Summe um 7,8 Milliarden Euro. Es bestehe "die sehr dringende Notwendigkeit zur Anpassung der Abschlagszahlungen auf die kurze Sicht" für die Monate Februar und März, heißt es in dem Schreiben, das dem Handelsblatt vorliegt. Anderenfalls drohten den Unternehmen innerhalb weniger Monate Liquiditätsprobleme. Man sehe "dringenden Gesprächsbedarf, um Lösungen zu diskutieren", steht in dem Brief an den Staatssekretär, den die Chefs der Unternehmen 50Hertz, Amprion, Tennet und Transnet BW unterzeichnet haben.


Kretschmer warnt vor der Zerstörung der heimischen Solarindustrie durch China 

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) warnt vor dem Ende der heimischen Solarindustrie. "Es wäre fatal, wenn der Plan Chinas aufgeht, mit billigen Modulen den Markt hier in Deutschland und Europa zu zerstören", sagte Kretschmer der Wirtschaftswoche. "Die Solarindustrie ist wichtig für die wirtschaftliche Stärke und Souveränität von Deutschland und Europa", betonte Kretschmer. Dass die Schweizer Solarzellenfirma Meyer Burger angekündigt habe, ihr Werk im sächsischen Freiberg zu schließen, "zeigt, wie ernst die Lage ist", erklärte Kretschmer. "Unsere Solarindustrie braucht daher so schnell wie möglich ein Rettungspaket und eine sichere Zukunftsperspektive", betonte Kretschmer: "Wir brauchen einen Bonus, also eine höhere Solarstrom-Vergütung für in Europa gefertigte Produkte. Es geht um viele Arbeitsplätze. Es geht darum, dass wir diese Technologie auch morgen in Europa haben." Das angekündigte Solarpaket der Bundesregierung gebe es bis heute nicht. "Bund und EU müssen endlich handeln", sagte Kretschmer.


Gesamtmetall-Präsident fordert Debatte über Rückkehr zur Atomkraft 

Vor dem Hintergrund hoher Energiepreise in Deutschland hat der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Stefan Wolf, eine Debatte über die Rückkehr zur Atomkraft gefordert. Er habe "ehrlich gesagt das Vertrauen darin verloren", dass sich das Problem durch erneuerbare Energien so schnell lösen lasse wie es erforderlich wäre, sagte Wolf im Morgenmagazin des ZDF. "Deshalb treten wir auch klar dafür ein, dass wir noch einmal über Kernenergie nachdenken." In Deutschland wurden im vergangenen April die letzten drei Atomkraftwerke abgeschaltet und damit der Atomausstieg vollzogen. Angesichts hoher Energiepreise wird jedoch über eine mögliche Kehrtwende debattiert. Auch die CDU etwa macht sich für eine weitere Nutzung der Atomenergie stark. Wolf kritisierte zugleich die Politik der Ampel-Koalition. Die deutsche Wirtschaft befinde sich in einer Rezession, die sich seiner Meinung nach auch im zweiten Halbjahr 2024 fortsetzen werde, sagte er. Allgemein litten Firmen unter "schlechten Rahmenbedingungen". Neben hohen Energiepreisen zählten dazu Bürokratie sowie zu hohe Unternehmensteuern. Außerdem seien Änderungen in der Bildungspolitik nötig, um mehr qualifizierten Nachwuchs zu finden.


Habeck erwartet baldige Einigung der Regierung auf Kraftwerksstrategie 

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erwartet, dass die Bundesregierung sich zügig auf eine Kraftwerksstrategie einigen wird, mit der Reservekraftwerke als Backup für die erneuerbaren Energien gebaut werden sollen. "Wir werden uns bald einigen", sagte Habeck im ZDF-Morgenmagazin. Die Gaskraftwerke sollen bis spätestens 2030 stehen, der Bau würde rund vier Jahre dauern. Man sei noch im Zeitplan. "Aber es wäre gut, wenn wir jetzt auch zu Potte kommen", sagte Habeck. Es handle sich bei den Kraftwerken um solche, die auch mit Wasserstoff betrieben werden sollen. Dies sei eine neue Technik und ein neuer Markt und daher seien staatliche Subventionen gerechtfertigt. In der Bundesregierung gibt es Differenzen über die staatliche Förderung dieser Kraftwerke. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) ist angesichts der angespannten Haushaltssituation mit staatlichen Förderungen zurückhaltender als Habeck.


Kontakt zur Redaktion: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/aat/jhe

(END) Dow Jones Newswires

January 26, 2024 03:49 ET (08:49 GMT)