BERLIN (dpa-AFX) - Der Motorenhersteller Deutz kann sich den Einstieg in neue Marktsegmente wie den Rüstungsbereich und dezentrale Stromversorgung vorstellen. Das im Nebenwerte-Index SDax notierte Unternehmen erwägt die Lieferung von Motoren für radgetriebene Panzer, Mannschaftstransporter und Versorgungsfahrzeuge, schrieb die "Welt am Sonntag" nach einem Gespräch mit Vorstandschef Sebastian Schulte. Auch Batteriespeicher für die stationäre Versorgung von Lazaretten sind demnach denkbar. "Das ist sicherlich ein attraktives Feld, das bringt die Zeitenwende mit sich", sagte der Deutz-Chef.

Die Pläne im Bereich Notstromversorgung sind dabei bereits konkreter. "Der Markt für Notstromaggregate, die heute noch mit Diesel betrieben werden, wächst", so Schulte gegenüber der Zeitung. "Das ist kurioserweise sogar eine Folge der Energiewende, weil es gerade in Ländern wie den USA, wo die Stromnetze in einem desolaten Zustand sind, teilweise mehrfach im Monat in bestimmten Regionen Stromausfälle gibt." Bisher liefert Deutz nur Motoren an die Hersteller solcher Aggregate, die beispielsweise in Krankenhäusern, bei Kühlanlagen und in Rechenzentren gebraucht werden. Künftig solle das komplette System von Deutz kommen. Die beiden viel größeren US-Konkurrenten Cummins und Caterpillar sind in diesem Geschäft schon stark vertreten.

Mit einer breiteren Aufstellung könnte Deutz womöglich auch resistenter gegenüber dem konjunkurellen Auf und Ab werden. So hatte die schwächelnde Konjunktur die Nachfrage zum Jahresstart belastet. Dabei scheint der Rüstungsbereich aktuell besonders attraktiv. Wegen des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine haben westliche Staaten ihre Verteidigungsbudgets kräftig aufgestockt - Milliarden fließen in Panzer, Flugabwehr und Munition.

Erst Mitte Juni hatte Estlands Verteidigungsminister Hanno Pevkur an die Nato-Partner appelliert, jährlich einen größeren Anteil ihrer nationalen Wirtschaftsleistung für Verteidigung auszugeben. "Wir glauben, dass zwei Prozent nicht genug sind. Wir müssen noch weiter gehen", hatte der Este am Rande eines Nato-Verteidigungsministertreffens in Brüssel gesagt./mis/ngu