QUICKBORN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Bei der Onlinebank Comdirect hat der starke Wachstumskurs 2018 deutlich am Gewinn gezehrt. Prämien zum Ködern neuer Kunden und Investitionen in neue Techniken ließen den Überschuss um 30 Prozent einbrechen. Auch im laufenden Jahr will Vorstandschef Arno Walter reihenweise Neukunden an Land ziehen. Ob die Kundenzahl aber erneut um zehn Prozent steigt, wie es 2018 der Fall war, ließ der Manager bei der Bilanzvorlage am Mittwoch offen. Schließlich müsse er auch auf den Gewinn schauen. Zum Jahreswechsel kam die Bank auf gut 2,5 Millionen Kunden.

An der Börse sorgten die Zahlen für wenig Bewegung. Bis zur Mittagszeit verlor die Comdirect-Aktie in einem leicht schwächelnden Markt 0,60 Prozent an Wert.

Unter dem Strich verdiente die Comdirect 2018 gut 50 Millionen Euro und damit fast 30 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie das Institut an seinem Sitz in Quickborn bei Hamburg mitteilte. Dennoch sollen die Aktionäre wie ein Jahr zuvor eine Dividende von 25 Cent je Aktie erhalten. Davon profitiert vor allem die Commerzbank, der 82 Prozent der Comdirect gehören.

Wie der Mutterkonzern setzt auch die Comdirect in Zeiten anhaltender Niedrigzinsen auf Masse. So gewann das Unternehmen 2018 aus eigener Kraft 236 000 Kunden hinzu - und wuchs damit doppelt so schnell wie im Vorjahr. Ihren Zins- und Provisionsüberschuss konnte die Bank trotz der Niedrigzinsen und Turbulenzen an den Börsen merklich steigern. Der Zinsüberschuss nach Risikovorsorge wuchs um mehr als ein Fünftel, der Provisionsüberschuss legte um sechs Prozent zu.

Auch wenn der Gewinn sank, sieht Walter die Bank bei ihrer Strategie für das Jahr 2020 "voll auf Kurs", wie er in Frankfurt sagte. Neben dem beschleunigten Wachstum will er mit technischen Neuerungen wie Überweisungen per Spracheingabe und Chat, mobilem Bezahlen und Wertpapier-Aufträgen per Chat bei den Kunden punkten.

Der Plan: Je mehr Menschen ihre Konten und Depots zur Comdirect verlegen, desto besser lassen sich die Betriebskosten auf sie verteilen. Außerdem baut das Management auf den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI): "Wir schauen, wie stark wir KI-Prozesse einsetzen können, auch um unser Geschäftsmodell weiter skalieren zu können." So will die Comdirect Kunden verstärkt automatisiert betreuen. "Das beschleunigt die Beratung, und wir können mit den gleichen Ressourcen mehr Kundenanfragen beantworten", sagte Walter.

Um Kunden zu ködern, lockt die Bank aber nach auch mit Prämienangeboten. Diese gingen merklich ins Geld. Der Verwaltungsaufwand stieg insgesamt um 17 Prozent. Auch deshalb sank der Gewinn vor Steuern und ging im fortgeführten Geschäft um ein Drittel auf 54,7 Millionen Euro.

Herausgerechnet ist hier die auf das Maklergeschäft spezialisierte Tochter Ebase, die das Institut an die FNZ Group verkaufen will. Eigentlich sollte der vergangenen Sommer vereinbarte Deal schon vor dem Jahreswechsel abgeschlossen sein. Jetzt hofft das Management auf einen Abschluss spätestens Mitte 2019. Die Bank verspricht sich von dem Verkauf nach früheren Angaben einen Einmalertrag von mindestens 85 Millionen Euro vor Steuern./stw/mne/mis