FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Commerzbank hat ihren Gewinn im dritten Quartal überraschend stark gesteigert. Dank des Verkaufs der Tochter Ebase, gesunkener Kosten und weniger Vorsorge für faule Kredite stieg der Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 35 Prozent auf 294 Millionen Euro, wie das im MDax gelistete Geldhaus überraschend am Montag auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Das war mehr, als von der Bank befragte Analysten im Schnitt erwartet hatten.

Die Erträge der Commerzbank kletterten - beeinflusst von Sondereffekten - um zwei Prozent auf knapp 2,2 Milliarden Euro. Der operative Gewinn legte ebenfalls stärker als erwartet um knapp 30 Prozent auf 448 Millionen Euro zu.

An der Börse kamen die Nachrichten am späten Nachmittag gut an. Der Kurs der zuletzt stark gebeutelten Commerzbank-Aktie legte zeitweise um bis zu 4,5 Prozent zu und ging am Abend mit einem Plus von 2,34 Prozent auf 5,59 Euro aus dem Handel. Von seinem Zwischenhoch von mehr als acht Euro aus der Phase der letztlich gescheiterten Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank ist er aber immer noch weit entfernt.

Ein Großteil des Gewinnanstiegs im Sommer stammt aus dem Verkauf von Ebase. Die auf das Maklergeschäft spezialisierte Tochter gehörte bis Juli zur Comdirect , der Online-Tochter der Commerzbank. Der schon länger geplante Verkauf an den Londoner Finanztechnologieanbieter FNZ Group war im Juli abgeschlossen worden. Daher verbuchte die Commerzbank den Gewinn aus dem Verkauf wie erwartet im dritten Quartal.

Allerdings konnte die Bank auch ihren Zinsüberschuss um 2,7 Prozent steigern. Die operativen Kosten und Pflichtbeiträge gingen den Angaben zufolge um 2,5 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zurück. Sowohl im Geschäft mit Privatkunden und kleinen Unternehmen wie Handwerkern als auch der Sparte für Firmenkunden legte der operative Gewinn zu. Das komplette Zahlenwerk will das Institut wie geplant am 7. November veröffentlichen.

Commerzbank-Chef Martin Zielke hatte erst Ende September Pläne für einen radikalen Konzernumbau vorgestellt, mit denen er das Geldhaus angesichts der niedrigen Zinsen und des scharfen Branchenwettbewerbs wetterfest machen will. Demnach will die Commerzbank 4300 Vollzeitstellen streichen und zugleich 2000 Jobs in strategischen Bereichen wie Vertrieb, IT und Regulatorik aufbauen. Zudem will Zielke 200 der rund 1000 Geschäftsstellen des Instituts schließen.

Die Gewerkschaft Verdi kämpft gegen Stellenstreichungen in den Filialen. Die Details zum Stellenabbau stehen noch nicht fest, sie müssen erst mit den Arbeitnehmervertretern verhandelt werden. Die Commerzbank mit zuletzt 40 700 Vollzeitkräften hatte sich schon von ihrem Ziel verabschiedet, die bereinigten Erträge in diesem Jahr zu steigern. Erst bis zum Jahr 2023 sollen die gesamten Einnahmen wieder zulegen. Bis dahin soll auch die Rendite auf das Eigenkapital schrittweise steigen - auf dann über 4 Prozent.

Die Kosten für Jobabbau und Filialschließungen beziffert Deutschlands zweitgrößte Privatbank auf 850 Millionen Euro. Um diese zu stemmen, will das Geldhaus die Mehrheitsbeteiligung an ihrer polnischen Tochter mBank verkaufen. Ihre Online-Tochter Comdirect will die Commerzbank dagegen ganz übernehmen und mit dem Mutterkonzern verschmelzen./stw/zb/he