Nur mit Transparenz und einer sachlichen Diskussion könne die Branche das mit dem Abgasskandal verloren gegangene Vertrauen zurückgewinnen, erklärte Denner am Montagabend in einem Pressegespräch in Ludwigsburg. Die Enthüllungen über das von der Industrie finanzierte Forschungsinstitut EUGT, an dem Bosch bis 2013 und damit in der Zeit vor den Tierversuchen beteiligt war, könnten einen "erheblichen Rückschlag" bedeuten.

Bosch hatte die "European Group on Environment and Health in the Transport Sector" 2007 mit Daimler und Volkswagen zusammen gegründet - Denner zufolge mit dem Ziel, die Auswirkungen von Schadstoffen zu erforschen. Bosch sei unzufrieden mit dem Fortgang der Arbeiten gewesen und deshalb 2013 ausgeschieden. Mit den 2014 in den USA vorgenommenen Tierversuchen habe das Stuttgarter Unternehmen nichts zu tun gehabt. "Ich bin genauso entsetzt wie Sie alle", sagte Denner. Nach Medienberichten setzte die EUGT nicht nur Affen, sondern am Uniklinikum Aachen auch junge Menschen Stickoxiden aus, um Effekte auf die Gesundheit zu prüfen. Das Institut wurde 2017 aufgelöst. Die verantwortlichen Unternehmen Volkswagen, Daimler und BMW distanzierten sich von den Versuchen. VW-Chef Matthias Müller entschuldigte sich.

Den Autobauern droht durch die Vorwürfe zweieinhalb Jahre nach dem Dieselskandal von Volkswagen und wenige Monate nach Kartellvorwürfen erneut ein schwerer Imageverlust. Die stark sinkende Nachfrage nach Diesel-Pkw in Europa bringt bei BoschArbeitsplätze in Gefahr. "Wir werden in unseren Werken ein Beschäftigungsthema haben, das wir mit unseren Sozialpartnern lösen werden", sagte der Chef der Autozulieferersparte "Mobility Solutions", Rolf Bulander, am Montagabend bei dem Pressegespräch. "Das könnte dieses Jahr schon ein Thema werden." Weltweit arbeiten rund 50.000 der mehr als 400.000 Arbeitnehmer des Stiftungskonzerns in Betrieben, die Diesel-Technik entwickeln und produzieren. Bisher konnte die starke Nachfrage nach Dieselmotoren bei Nutzfahrzeugen, vor allem in China, die Rückgänge im europäischen Pkw-Geschäft mehr als ausgleichen.

Einspritzsysteme für Diesel- wie Benzinmotoren und Fahrerassistenzprodukte kurbelten im vergangenen Jahr den Umsatz bei Bosch an. Die Kfz-Sparte wuchs nach vorläufigen Zahlen um 7,8 Prozent auf 47,4 Milliarden Euro. Der Gesamtumsatz des Konzerns legte um 6,7 Prozent auf 78 Milliarden Euro zu. Die operative Rendite kletterte um einen Prozentpunkt auf 6,8 Prozent.

Unternehmen in diesem Artikel : Bayerische Motoren Werke, Daimler, Volkswagen