Zürich (awp) - Der Versicherungskonzern Zurich holt an andere Firmen ausgelagerte Jobs wieder in den Konzern zurück. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Auslagern in all diesen Fällen keinen Mehrwert geschaffen hat", sagt Zurich-Chef Mario Greco.

Auch habe die Qualität der Dienstleistungen von Drittanbietern nicht immer den Erwartungen entsprochen, sagt Greco im Interview mit dem "SonntagsBlick".

Auslagern von Arbeitsplätzen bringe überhaupt nichts, wenn es nur darum gehe, Lohnunterschiede zwischen Ländern auszunutzen. "Nach einigen Jahren ist der Lohnunterschied ausgereizt, dann muss sie (die Firma) die Jobs wieder auslagern, zum Beispiel nach Asien", sagt der Zurich-Chef. Auslagern bringe nur dann etwas, wenn extern die Kompetenz höher sei als intern.

Der Versicherungskonzern hole beispielsweise Stellen im Bereich Informatik, aber auch reine Verwaltungsjobs zurück. Die Arbeitsplätze kämen vor allem von Osteuropa zurück. "Aber sie kommen nicht alle in die Schweiz zurück, sondern gehen auch in die Ländergesellschaften, denen sie einst weggenommen worden sind." Wie viele Arbeitsplätze betroffen sind, wird in dem Interview nicht erwähnt.

KEINE VERLAGERUNG DES KONZERNSITZES

Keinerlei Thema ist für den Zurich-CEO derweil eine Verlagerung des Konzernsitzes ins Ausland. "Zurich ist stark in der Schweizer Kultur verwurzelt, wir können den Hauptsitz wirklich nur in der Schweiz haben. Und zwar in Zürich, alleine schon wegen unseres Namens, der global eine sehr starke Marke ist." Zudem stehe die Schweiz für Neutralität, Verlässlichkeit und Stabilität, wichtige Eigenschaften gerade für einen Versicherungskonzern.

Greco hatte im März 2016 die Leitung des Versicherungskonzerns übernommen. Im August kassierte er das Ziel zum Abbau von 8000 Stellen, das Verwaltungsratspräsident Tom de Swaan als Interims-CEO im Februar 2016 ausgegeben hatte. Man schaue alle Kostenebenen an, es gebe aber keine spezifischen Zahlen, sagte Greco damals. Sparen will der Versicherer aber nach wie vor: Bis 2019 sollen die Kosten um 1,5 Milliarden Dollar gesenkt werden.

RISIKO CYBERANGRIFF

Die Digitalisierung verursache auch in der Versicherungsbranche "gigantische Veränderungen", sagte Greco im Interview weiter. Nachdem sich das Geschäftsmodell jahrzehntelang nicht gross verändert habe, sehe man innert kürzester Zeit einen "radikalen Wandel". Nicht zuletzt sei das Geschäft für die Kunden heute transparenter - diese kauften die Versicherungsleistung, die sie wollten und nicht jene, die ihnen aufgezwungen wurden.

Als eines der grosses Risiken sieht Greco heute Cyberangriffe. "Die Welt ist immer stärker vernetzt. Deshalb können Attacken die Infrastruktur ganzer Städte oder gar Länder lahmlegen. Das macht mir wirklich Angst." Cyberangriffe nähmen zu. Für den Zurich-CEO könnte bald der Punkt erreicht sein, an dem Versicherungen dieses Risiko nicht mehr decken könnten, weil es zu teuer werde.

tp