BERLIN (dpa-AFX) - Spitzenverbände der Wirtschaft haben kurz vor Beginn der Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD vor einer Eindämmung befristeter Jobs gewarnt. "Befristete Arbeitsverhältnisse sind ein unverzichtbarer Jobmotor", sagte Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Die angedachte Beschränkung von befristeten Arbeitsverträgen würde Beschäftigungschancen mindern." Der Präsident des Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer, sagte der dpa: "Gerade kleine Betriebe brauchen ein ausreichendes Maß an Flexibilität, um auf immer wieder schwankende Auftragslagen reagieren zu können."

Die SPD fordert in den Koalitionsverhandlungen mit der Union die Abschaffung der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverhältnissen sowie die Einschränkung von Sachgründen für Befristungen. Im Sondierungspapier war davon nicht die Rede.

Kramer sagte, befristete Arbeitsverhältnisse gäben Firmen die Chance, auch dann Jobs zu schaffen, wenn die längerfristige Beschäftigungserwartung noch ungeklärt sei - etwa bei einer unsicheren Auftragslage oder bei der Übernahme von Zeitarbeitskräften. Nicht einmal acht Prozent aller Arbeitsverhältnisse seien befristet. Von den befristet beschäftigten Arbeitnehmern erhielten drei Viertel eine Anschlussbeschäftigung, mehr als 40 Prozent würden unmittelbar in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen.

Wollseifer sagte, bei Neueinstellungen sei es wichtig, dass die Betriebe genügend Zeit hätten, um die persönliche und fachliche Eignung eines neuen Mitarbeiters zu prüfen. "Eine sachgrundlose Befristung gibt hierzu die Möglichkeit: Es gibt Betrieben wie Mitarbeitern die Gelegenheit zu schauen, ob es passt oder eben nicht. Durch die enge Zusammenarbeit in den Betrieben wissen wir das im Handwerk in der Regel nach einer gewissen Frist." Befristete Jobs erleichterten häufig vor allem Berufsanfängern sowie etwa Langzeitarbeitslosen den Einstieg./hoe/hrz/DP/zb