Die Übersicht in Kurzmeldungen zu Ergebnissen und Einschätzungen rund um die Europa-Wahl:


BEE: Ausbau der Erneuerbaren muss weitergehen 

Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) hat nach der Europawahl einen weiteren Erneuerbaren-Ausbau gefordert. "Jetzt muss das Engagement für den Klimaschutz und den Ausbau der erneuerbarer Energien ungebrochen weitergehen", forderte BEE-Präsidentin Simone Peter. Es sei mehr denn je von entscheidender Bedeutung, dass alle pro-europäischen Parteien zusammenrücken, um den Wirtschafts- und Industriestandort Europa nachhaltig zu sichern - schließlich seien allein im vergangenen Jahr 33 Prozent des BIP-Wachstums der Europäischen Union auf saubere Energietechnologien entfallen. Der BEE appelliere an alle demokratischen Parteien, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Energiewende voranzutreiben und damit die Klimaziele der Europäischen Union zu erreichen und den Zukunftsstandort zu sichern. "Es muss gelingen, Populisten und Extremisten damit wieder zurückzudrängen und die Menschen vom Wert Europas für unsere Zukunft zu überzeugen und für die Demokratie zurückzugewinnen", sagte Peter.


ZDH: EU muss Handwerk in Fokus rücken 

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hat nach der Europawahl eine stärkere Berücksichtigung von Anliegen des Handwerks gefordert. "Der Ausgang der Europawahl muss ein Weckruf für die Politik in Brüssel und Berlin sein", sagte ZDH-Präsident Jörg Dittrich. Die Parteien seien aufgerufen, "pragmatische und praxisnahe Lösungen zu entwickeln und dabei deutlich mittelstandsorientierter ihre politischen Entscheidungen zu treffen", sagte er. Handwerksbetriebe brauchten eine Gesetzgebung, die ihre spezifischen Bedürfnisse von Anfang an mitdenke und die sich an ihnen ausrichte. "Grundsätzlich müssen in der neuen Legislaturperiode Handwerksbetriebe stärker als bisher im Fokus der europäischen Gesetzgebung stehen", forderte Dittrich. Lokal und regional tätige Handwerksbetriebe seien für den regionalen Zusammenhalt unabdingbar und daher zwingend auf gute Standortbedingungen im EU-Binnenmarkt angewiesen. Bürokratische Belastungen gelte es spürbar und nachhaltig abzubauen, ein verpflichtender Praxischeck sollte bereits in den jetzt beginnenden Beratungen und Sondierungen mitgedacht werden.


Dienstleister fordern europäische Wirtschaftswende 

Der Bundesverband der Dienstleistungswirtschaft hat die neugewählten Abgeordneten des Europäischen Parlaments aufgefordert, sich bei der anstehenden Besetzung der EU-Kommission für Kandidatinnen und Kandidaten stark zu machen, die sich für eine europäische Wirtschaftswende einsetzen. "Ohne eine starke Wirtschaft hat Europa keine Zukunft. Das nun neugewählte Europäische Parlament hat es in der Hand. Die Abgeordneten müssen den Anwärterinnen und Antwärtern für die Posten in der Kommission deutlich machen, dass eine Wirtschaftswende für Europa Priorität hat", sagte Verbandspräsident Michael Heinz. Die nächste EU-Kommission müsse Europa zum dynamischsten und wettbewerbsstärksten Raum der Welt machen. Diese zentrale Forderung der Lissabon-Strategie aus dem Jahr 2000 habe nichts von ihrer Aktualität verloren.


IfW: Agenda für ökonomisch starkes Europa schwieriger 

Das Ergebnis der Europawahl macht nach Überzeugung des Präsidenten des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Moritz Schularick, notwendige Reformschritte für die EU schwieriger. "In einer stürmischen Zeit für die Weltwirtschaft kann nur eine starke EU europäische Interessen mit Nachdruck vertreten", betonte er. Europa brauche die Vollendung der Kapitalmarkt- und Bankenunion sowie mutige Schritte hin zum Aufbau einer europäischen Verteidigung. Die ökonomische und militärische Sicherheit Europas und die Weiterentwicklung des Binnenmarktes sollten im Zentrum der Arbeit der neuen Kommission stehen. "Das starke Abschneiden insbesondere populistischer und europaskeptischer Parteien macht dies nicht einfacher, aber auch nicht unmöglich", so der Ökonom. Die pro-europäischen Kräfte müssten jetzt umso mehr zusammenstehen und dürften "nicht den populistischen Sirenengesängen nachgeben". Die Forschung des IfW zeige, "dass Populismus ökonomisch extrem teuer ist und sich negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirkt".


Söder fordert Neuwahlen und sieht Unionskanzlerkandidatur noch offen 

CSU-Chef Markus Söder hat nach dem Debakel für die Ampel-Koalition bei der Europawahl möglichst rasch eine vorgezogene Neuwahl des Bundestags gefordert. "Diese Regierung ist im Grunde genommen fertig. Und es muss jetzt ähnlich wie in Frankreich sein: Da hat es Neuwahlforderungen gegeben, da gibt es Neuwahlen durch Macron", sagte Söder dem Fernsehsender n-tv mit Blick auf die Entscheidung von Präsident Emmanuel Macron. Das gelte nun auch für Deutschland: "Es braucht einen Neustart für unser Land. Die Ampel hat kein Mandat mehr, hat kein Vertrauen mehr in der Bevölkerung. Deswegen sollte es jetzt so rasch wie möglich Neuwahlen geben." Mit Blick auf den Wahlsieg der Union bei der Europawahl sieht Söder keine Festlegung auf Friedrich Merz als Unionskanzlerkandidaten. "Nein, das war keine Vorentscheidung", sagte Söder. Man habe in der Union vereinbart, dass zur Bundestagswahl die richtige Zeit zur Vorbereitung kommen müsse. "Außerdem scheint es in der CDU jetzt wieder Diskussionen zu geben."


Klingbeil will mit neuem Haushalt Vertrauen der Wähler zurückgewinnen 

SPD-Vorsitzender Lars Klingbeil hat angesichts des schlechten Abschneidens seiner Partei bei der Europawahl Konsequenzen für die Regierungsarbeit angekündigt und will dies bei der Haushaltsaufstellung umsetzen. "Es müssen Dinge anders werden", sagte Klingbeil im NDR Info-Radio. Die "ständigen Streitereien in der Ampel" hätten auch zu dem schlechten Abschneiden beigetragen. Mit der Aufstellung des neuen Bundeshaushalts könne die Ampel sich nun Vertrauen zurückerarbeiten. "Ich werde darauf achten als SPD-Vorsitzender, dass wir nicht in eine Situation kommen, wo auf einmal die Unterstützung der Ukraine gegen die Frage gestellt wird, was machen wir hier in Deutschland für die Rentnerinnen und Rentner oder die wirtschaftlich Stabilität. Da darf nicht gespalten werden, sondern das muss alles möglich sein, dass das finanziert wird", sagte Klingbeil. Er hatte bereits in den vergangenen Tagen vor strikten Sparvorgaben gewarnt. Bundesfinanzminister Christian Lindner hatte die SPD daraufhin in der Bild-Zeitung vom Wochenende vor einem Koalitionsbruch gewarnt.


DIHK: EU-Parlament muss Wirtschaftsstandort stärken 

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat nach der Europawahl auf Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft gedrungen. "Das neu gewählte Europaparlament muss sich in den kommenden Jahren vor allem für einen attraktiveren Wirtschaftsstandort einsetzen", forderte DIHK-Präsident Peter Adrian. Die Unternehmen brauchten gute Bedingungen in Europa, um international wettbewerbsfähig zu sein. Europa müsse "agiler, schneller und digitaler" werden. Das bedeute vor allem, Kosten zu reduzieren, Verfahren zu beschleunigen und die Bürokratie zurückzufahren. "Wir brauchen mehr Raum für Innovationen und technische Entwicklungen. Nur dann können wir das große Potenzial des gemeinsamen europäischen Marktes ausschöpfen", betonte Adrian. "Eine Politik, die auf gute Standortfaktoren für die Branchen in der Breite setzt, ist die beste Industriepolitik - ein weltweites Subventionswettrennen hingegen hat am Ende nur Verlierer."


Gabriel greift SPD-Spitze an: "Professionelle Gesundbeter und Ja-Sager" 

Der frühere SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel geht nach dem Debakel bei der Europawahl hart mit der Spitze seiner Partei ins Gericht. Es sei falsch, alles der Regierung in die Schuhe schieben zu wollen, auch wenn deren Politik bei der Europawahl klar abgestraft wurde, wie er dem Stern sagte. "Aber etwas anderes macht mich inzwischen nur noch traurig und wütend zugleich. Zusehen zu müssen, wie nach einer solch bitteren Niederlage die professionellen Gesundbeter und Ja-Sager schon vorbereiten, wie man spätestens übermorgen wieder zur Tagesordnung übergehen kann", sagte Gabriel dem Stern. "In dem zurecht gedrechselten Polit-Technokraten-Sprech wie 'Wir werden das genau analysieren' oder 'wir haben nicht das erreicht, was wir uns vorgenommen haben', kommt immer ein Wort nicht vor: Verantwortung. Niemand sagt mal den Satz: 'Ich übernehme dafür die Verantwortung'. Weder für den katastrophalen Wahlkampf noch für die völlig falsche Auswahl der Wahlaussagen und schon gar nicht für die Personalauswahl", so Gabriel.

Kontakt zur Redaktion: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/ank/kla

(END) Dow Jones Newswires

June 10, 2024 04:45 ET (08:45 GMT)