Zwischen April und Juni stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 4,1 Prozent, wie das Handelsministerium am Freitag mitteilte. Im ersten Quartal hatte es nur ein Plus von 2,2 Prozent gegeben. US-Präsident Donald Trump sprach von großartigen Daten. Für Schwung sorgte der private Konsum, der mehr als zwei Drittel des BIP ausmacht. Zudem stiegen die Ausfuhren so stark wie seit Ende 2013 nicht mehr. Dies liegt auch am weltweiten Handelsstreit, den die USA begonnen haben. Denn Exporteure zogen Lieferungen vor, um Vergeltungszölle Chinas - etwa auf Soja-Bohnen - zu umgehen.

Trump will das Wachstum mit seiner radikalen Steuerreform im Gesamtjahr auf mindestens drei Prozent hochtreiben. Nach dem ersten Halbjahr steht bereits ein Plus von 3,1 Prozent zu Buche.

Dank der guten Lage am Arbeitsmarkt überrascht die Kauflaune der Amerikaner kaum. Denn sie profitieren von niedrigeren Steuern und gaben im abgelaufenen Quartal auf das Jahr hochgerechnet 4,0 Prozent mehr aus als zuletzt. Die Steuerreform sieht geringere Unternehmenssätze vor und weniger Abgaben für Reiche. Die Investition der Firmen verloren hingegen an Schwung. Dies könnte sich verstärken, sollte sich der Zollstreit verschärfen. Bankhaus-Lampe-Chefvolkswirt Alexander Krüger erwartet, dass sich deshalb im zweiten Halbjahr Verunsicherung bei den Firmen breitmachen dürfte. "Die BIP-Zuwachsraten können auch in den kommenden Quartalen stark bleiben - wenn nicht Trump die Suppe mit seinen Strafzöllen versalzt", sagte auch Chefökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank.

Nach dem jüngsten Treffen Trumps mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gab es zwar Entspannungssignale. Allerdings liefert sich Trump weiter einen Schlagabtausch mit China mit immer höheren Zöllen.

TRUMP MISCHT SICH IN GELDPOLITIK EIN - FED IN ZUGZWANG

Um das Risiko einer Überhitzung der Wirtschaft zu verringern, ist die amerikanische Notenbank entschlossen, die Zinszügel weiter zu straffen. Ökonomen gehen davon aus, dass die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell in diesem Jahr noch zwei Mal nachlegen. Derzeit liegen die Leitzinsen in einer Spanne von 1,75 bis 2,0 Prozent. Jüngst hatte Trump mit der Tradition von US-Präsidenten gebrochen und die politisch unabhängige Fed wegen der Zinsschritte öffentlich kritisiert.

Die Schelte Trumps kommt für die Fed zur Unzeit. Denn für die Notenbank rücke nun die schwierige Frage in den Mittelpunkt, wo der Gipfel sei, sagte Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner. "Die Fed muss die Frage beantworten, wann sie mit Zinserhöhungen aufhört." Nächste Woche entscheidet sie erneut über ihre Geldpolitik.