--Deutsche Wirtschaft wächst kalenderbereinigt um 2,0 (2021: +2,6) Prozent

--Wachstum vor allem vom privaten Konsum, Ausrüstungsinvestitionen gestützt

--BIP hat im vierten Quartal voraussichtlich stagniert

(NEU: Details aus der Veröffentlichung des Statistischen Bundesamts)

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Das Wirtschaftswachstum in Deutschland hat sich im vergangenen Jahr wie erwartet deutlich verlangsamt und ist im vierten Quartal voraussichtlich zum Stillstand gekommen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in einer ersten Schätzung mitteilte, stieg das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorjahr um 1,9 Prozent, nachdem es 2021 um 2,6 Prozent zugelegt hatte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten ein Plus von 1,9 Prozent prognostiziert. Preis- und Kalenderbereinigt stieg das BIP um 2,0 (2,6) Prozent. Der BIP-Rückgang im Jahr 2020 wurde auf 4,1 (bisher: 4,6) Prozent revidiert.

"Die gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland war im Jahr 2022 geprägt von den Folgen des Kriegs in der Ukraine wie den extremen Energiepreiserhöhungen", sagte Destatis-Präsidentin Ruth Brand bei der Vorstellung der Zahlen. Das BIP habe 2022 das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 um 0,7 Prozent überschritten. Im vierten Quartal hat das BIP nach Brandts Aussage voraussichtlich stagniert.


   Privater Konsum steigt 2022 um 4,6 Prozent - Sparquote sinkt 

Die privaten Konsumausgaben nahmen 2022 um 4,6 Prozent zu, was an Nachholeffekten im Zuge der Aufhebung der Corona-Schutzmaßnahmen und der rückläufigen Sparquote lag. Die Konsumausgaben des Staates erhöhten sich 2022 nach zwei stark von Corona geprägten Jahren um 1,1 Prozent. Der Staat gab deutlich mehr Geld aus, um die zahlreichen Schutzsuchenden aus der Ukraine und anderen Staaten zu versorgen und unterzubringen. Dagegen sanken die Ausgaben zur Bekämpfung der Corona-Pandemie.

Die Bauinvestitionen nahmen um 1,6 Prozent ab. Dabei wirkten sich die fehlenden Baumaterialien und der Fachkräftemangel vor allem im Hochbau und bei Wohnbauten aus. Zunehmende Auftragsstornierungen gewerblicher und privater Bauvorhaben im Zuge andauernd hoher Baupreise sowie steigender Bauzinsen verstärkten den negativen Trend der Bauinvestitionen im Jahresverlauf 2022.


   Ausrüstungsinvestitionen nehmen um 2,5 Prozent zu 

In Ausrüstungen wurde 2,5 Prozent mehr investiert. Der Außenhandel nahm zu: Deutschland exportierte real 3,2 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen, während die Importe um 6,7 Prozent zulegten. Der Außenbeitrag dämpfte dadurch insgesamt das BIP-Wachstum.

Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe nahm um 0,2 Prozent zu und sank in der Bauwirtschaft um 2,3 Prozent. Im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe stieg die Bruttowertschöpfung um 4,0 Prozent und im Bereich Information und Kommunikation um 3,6 Prozent.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/smh

(END) Dow Jones Newswires

January 13, 2023 04:58 ET (09:58 GMT)