--Neuer Puffer gilt ab 1. Februar 2023

--Für Wohnimmobilienkredite gilt zusätzlicher Puffer von 2,0 Prozent

--Bafin erwägt Begrenzung der Loan-to-Value-Ratio

(NEU: Weitere Aussagen, Details aus einer Bafin-Mitteilung)

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Banken müssen für in Deutschland vergebene Kredite künftig mehr Eigenkapital vorhalten. Der Ausschuss für Finanzstabilität (AFS) beschloss, dass Banken bis 1. Februar 2023 einen antizyklischen Kapitalpuffer von 0,75 Prozent der risikogewichteten Aktiva aufbauen müssen. Für Wohnimmobilienkredite wird ein zusätzlicher Puffer von 2,0 Prozent wirksam, so dass für solche Kredite ein Puffer von 2,75 Prozent gilt. Für beide Maßnahmen wird die Bafin eine Allgemeinverfügung erlassen. Die Anhörungen dazu beginnen am Mittwoch und enden am 26. Januar 2022.

Das mit Vertretern von Bundesfinanzministerium, Bundesbank und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) besetzte Gremium reagiert damit auf die Gefahr, dass Banken ihre Kreditrisiken unterschätzen, auf gestiegene Zinsänderungsrisiken und auf die Überbewertung der Wohnimmobilienpreise. Der AFS will in den nächsten Monaten die Kreditvergabestandards bei Wohnimmobilien beobachten und dann über eine mögliche Begrenzung der Loan-to-Value-Ratios entscheiden.


   Bundesbankvizepräsidentin Buch: Müssen jetzt präventiv handeln 

"Wir müssen jetzt präventiv handeln, am Beginn einer Aufschwungphase, um das Finanzsystem vor künftigen Risiken zu schützen", sagte Bundesbankvizepräsidentin Claudia Buch in einer Pressekonferenz. Sie verwies darauf, dass die Wohnimmobilienpreise ein Deutschland im dritten Quartal 2021 um 12 Prozent gestiegen seien und die Kreditvergabe zum Immobilienerwerb um 7 Prozent zugenommen habe.

Bafin-Chef Mark Branson sagte: "Es ist jetzt an der Zeit, in den Präventivmodus zu wechseln." Nach seiner Aussage werden die beiden Maßnahmen zusammen dazu führen, dass 22 Milliarden Euro im Bankensystem "konserviert", also nicht ausgeschüttet werden. Den Bedarf an zusätzlichem Eigenkapital bezifferte er auf 200 Millionen Euro.

Laut Branson wird die Bafin in den nächsten Monaten die Entwicklungen bei den Wohnimmobilienkrediten beobachten. "Wenn wir Anzeichen haben, dass die Kreditvergabestandards erodieren, würden wir dann auch dazu verbindliche Vorgaben erwägen", sagte er. So könnte die Bafin Obergrenzen für das Verhältnis von Immobilienkredit zu Immobilienwert (Loan-to-Value) einführen. Der Bafin-Chef sprach zudem von "anderen Möglichkeiten", für deren Einsatz aber jetzt nicht die Zeit sei.

Ergänzend zu den Kapitalmaßnahmen mahnte die Aufsicht Banken, Versicherer und andere Kreditgeber, bei der Neukreditvergabe besonders vorsichtig zu sein. Finanzierungen mit hohem Loan-to-Value sollten "restriktiv" behandelt werden.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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January 12, 2022 05:14 ET (10:14 GMT)