Bern (awp/sda) - Mittwoch, 6. September 2017

PROTEST: (Bern) Fahrerinnen und Fahrer der Zürcher Velo-Kurierplattform Notime haben in Bern für bessere Arbeitsbedingungen und einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) protestiert. Die protestierenden Notime-Angestellten forderten, dass das Unternehmen auf Verhandlungen über einen Firmen-GAV einsteige. Zudem solle der Kurierdienst rückwirkend Entschädigungen für entgangene Sozialleistungen, Feriengelder, Nutzung privater Arbeitsgeräte und allfällige nicht versicherte Unfall- und Krankheitskosten leisten. Das teilte die Gewerkschaft Unia mit. "Wir wollen zuerst mit den eigenen Leute reden und möchten nicht, dass sich Dritte dazwischen drängen", erklärte Notime-Mitgründer Philipp Antoni auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Das Start-up sei irritiert über den Protest. Notime selber habe konstruktive Gespräche mit einigen Fahrern geführt und dabei Nachbesserungen des Arbeitsvertrages vorgeschlagen. Die Fahrer würden in den nächsten 24 Stunden neue Verträge erhalten.

NEUE KUNDEN: (Zürich) Die Schweizer Grossbank UBS übernimmt von der britischen Bank HSBC Kunden aus Zentralamerika und der Anden-Region. Man habe diesbezüglich ein Abkommen erzielt, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters aus einem internen Memo von HSBC. "Das Abkommen reflektiert die Neuausrichtung der Bank auf diejenigen lateinamerikanischen Märkte, in denen wir ausreichend gross sind und Wachstumschancen für die Vermögensverwaltung ausgemacht haben wie in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko", schrieb gemäss dem Bericht HSBC-Privatebanking-Chef Peter Boyles in dem Memo. Boyles rechnet damit, dass die UBS bis zu 40 Angestellte übernimmt. Sie sollen künftig für das UBS-Geschäftsfeld Wealth Management Americas tätig sein. Ein HSBC-Sprecher bestätigte gegenüber Reuters den Inhalt des Memos. Die UBS dagegen kommentierte den Deal auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda nicht, dementierte ihn aber auch nicht.

AKTIENVERKAUF: (Basel) Der Dentalimplantate-Hersteller Straumann hat eigene Aktien im Umfang von 2,7 Prozent des Aktienkapitals an institutionelle Investoren verkauft. Mit dem Erlös von 260 Millionen Franken sollen Akquisitionen in der Kieferorthopädie und der digitalen Zahnmedizin finanziert werden. Straumann hatte das Paket von insgesamt 530'000 Aktien Ende August 2016 vom damaligen Aktionär, dem Staatsfonds von Singapur GIC, für 376,20 Franken je Aktie erworben. Nun verkaufte der Konzern das Aktienpaket mit einem Aufschlag von rund 60 Prozent zu einem Preis von 600 Franken je Aktie weiter. Vom Bruttoerlös würden rund 150 Millionen Franken für den Erwerb der US-Firma ClearCorrect und 30 Millionen für das kanadische Unternehmen Dental Wings und Rapid Shape benötigt, erklärte Finanzchef Peter Hackel. Die restlichen 80 Millionen Franken würden für die angekündigten Investitionen verwendet, unter anderem für den Ausbau der Produktionsstätte in der Schweiz.

START IN ZÜRICH: (Zürich) Die amerikanische Fluggesellschaft Surf Air startet am 25. September den Betrieb ab Zürich. Laut Europachef Simon Talling-Smith fliegt die Flatrate-Airline ab Privatflug-Terminals mit maximal acht Passagieren. Die Businessstrecke Zürich-London Luton soll zu Beginn drei Mal pro Woche angeflogen werden, wie Simon Talling-Smith in einem Interview mit der "Handelszeitung" sagte. Es handelt sich nach London-Cannes und London-Ibiza um die dritte Strecke in Europa. Die im Jahr 2013 in Kalifornien gegründete Airline funktioniert als Membership-Airline. Der Kunde bezahlt eine Monatsgebühr von 3950 Franken sowie eine einmalige Anmeldegebühr von 1300 Franken. In den USA zählt Surf Air 4000 Mitglieder. Für die Strecke Zürich-London will Talling-Smith vorerst 30 Kunden gewinnen.

NEUE FÜHRUNGSSPITZE: (Zürich) Wechsel an der Spitze der skandalgeschüttelten Zürcher Privatbank Falcon. Auf CEO Walter Berchtold folgt Martin Keller. Auch Verwaltungsratspräsident Christian Wenger hat seinen Rücktritt angekündigt. Dessen Nachfolger ist noch nicht bestimmt. Das geht aus einer Mitteilung des in den 1MDB-Skandal verwickelten Instituts hervor. Begründet wird der Wechsel an der operativen Spitze mit dem Abschluss der ersten Phase des Turnarounds und der geplanten Neuausrichtung der Bank im Oktober. Wie die neue Strategie genau aussieht, wird indes nicht erwähnt. Falcon ist in den milliardenschweren Korruptionsskandal rund um den malaysischen Staatsfonds 1MDB verwickelt. Vor knapp einem Jahr hatte die Singapurer Finanzmarktaufsicht dem Institut den Banken-Status entzogen.

NEUER FINANZCHEF: (Breitenbach SO) Der Industriekonzern Von Roll erhält mit Artur Lust auf Anfang Oktober einen neuen Finanzchef. Der bisherige Amtsinhaber, Stephan Kellmann, habe sich nach dem Abschluss der Verlagerung der Konzernaktivitäten von Wädenswil ZH nach Breitenbach SO entschieden, das Unternehmen zu verlassen, teilte Von Roll mit. Der 53-jährige Kellmann war seit September 2010 Finanzchef des Industriekonzerns. In der Medienmitteilung dankte der Verwaltungsrat Kellmann für sein hohes Engagement und seinen grossen Einsatz bei der Umstrukturierung des Konzerns in den letzten Jahren. Sein Nachfolger, der 35-jährige Artur Lust, verantwortet bisher das Corporate Development bei Von Roll. Laut Medienmitteilung hat er dabei die erfolgreiche Restrukturierung der Gruppe in den vergangenen 18 Monaten wesentlich mitgeprägt.

ZU WENIG NACHHALTIG: (Zürich) Die Umweltschutzorganisation WWF ortet bei den 15 grössten Schweizer Inlandbanken Nachholbedarf in Sachen Nachhaltigkeit. So hat keine der untersuchten Banken beim Engagement für Nachhaltigkeit mit der Note gut abgeschnitten. Als immerhin überdurchschnittlich wurde das Nachhaltigkeitsniveau bei der Berner Kantonalbank, der Raiffeisen-Gruppe und der Zürcher Kantonalbank beurteilt. Zehn Banken schlossen mit der Bewertung durchschnittlich ab. Zwei Banken - die Valiant Bank und Postfinance - befinden sich mit einer Benotung als unterdurchschnittlich am Schluss der Rangliste.

BAU LEGT ZU: (Zürich) Das Wachstum im Bauhauptgewerbe im ersten Halbjahr 2017 geht vor allem auf den Tiefbau zurück. Allerdings waren die Baubilligungen erstmals seit langem rückläufig, wie der Schweizerische Baumeisterverband mitteilte. Nach dem guten Baujahr 2016 sind die Umsätze im Bauhauptgewerbe im ersten Semester um 6,2 Prozent auf 9,5 Milliarden Franken gestiegen. Der zweite Quartal sei etwas schwächer ausgefallen als das erste. Die Auftragslage deute auf eine ehe unspektakuläre Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte hin. "Mittelfristig werden die Umsätze im Hochbau aber wohl zurückgehen", heisst es in der Mitteilung. Das baubewilligte Volumen sei in den ersten sieben Monaten gegenüber dem Vorjahr um mehr als 10 Prozent zurückgegangen. Zuvor seien die Volumen jahrelang stabil gewesen, obwohl die Nachfrage aufgrund des geringeren Bevölkerungswachstums zurückgegangen sei.

KEIN BLASENRISIKO: (Zürich) Auf dem Schweizer Immobilienmarkt gibt es derzeit keine Anzeichnen für eine Blasenbildung. Nach einer Abkühlung 2016 sei die Situation stabil, stellt der Immobilienreport der ETH Zürich und des Vergleichsdienstes Comparis.ch fest. Die Risikoanalyse des jährlichen Berichts unterscheidet schweizweit vier Zustände ("kritisch", "zu überwachen", "zu beobachten" und "Veränderung der Preisentwicklung"). Es werden Daten von über 1,5 Millionen Kaufinseraten für Häuser und Wohnungen ausgewertet. Wie 2016 wurden keine Städte und Regionen als "kritisch" oder "zu überwachen" eingestuft. Trotz des tiefen Hypothekarzinsumfeldes bleibe der Schweizer Immobilienmarkt weitestgehend stabil, stellen die Studienautoren fest. Zudem seien die Angebotspreise für Wohnungen in Zürich und Genf über die letzten zwei Jahre relativ konstant geblieben.

NEUER BESITZER: (Ecublens) Das Maschinenbauunternehmen Sapal gehört künftig zur Münchner Beteiligungsgesellschaft Navigator Capital. Die Holding übernimmt die Anteile vom derzeitigen Besitzer Bosch. Die entsprechenden Verträge seien am 5. September unterzeichnet worden. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, teilte Navigator mit. Sapal mit Sitz im waadtländischen Ecublens und rund 80 Angestellten gehört zum Verpackungsmaschinenbereich der deutschen Bosch-Gruppe und ist auf Maschinen für die Verpackung von Käse, Suppenwürfeln und Schokolade spezialisiert. Da es kaum Synergiepotential mit dem übrigen Verpackungsmaschinenbereich von Bosch gebe, habe man sich für den Verkauf von Sapal entschieden, wird Jakob Bleiker, Produktbereichsleiter Food bei Bosch Packaging Technology in der Mitteilung zitiert.

AUFNAHME VON FREMDKAPITAL: (Basel) Der Agrochemiekonzern Syngenta will Fremdkapital aufnehmen im Zusammenhang mit der Übernahme durch ChemChina. Die Banken BNP Paribas, Citigroup, Credit Suisse, HSBC, MUFG und Santander habe man beauftragt, ab 11. September 2017 mit entsprechenden Investoren Gespräche zu führen, teilt der Basler Konzern mit. Entsprechend den Marktbedingungen sollen Anleihen in Dollar mit unterschiedlichen Laufzeiten von bis zu 30 Jahren in mehreren Tranchen aufgelegt werden, heisst es in der Mitteilung weiter. Die Erlöse würden in erster Linie zur Refinanzierung der aufgenommenen Zwischenfinanzierung für die Übernahme von Syngenta durch ChemChina eingesetzt, heisst es weiter.

ZURÜCK AUF FELD EINS: (Luxemburg) Der Chiphersteller Intel bekommt nach acht Jahren Streit eine neue Chance, das Milliarden-Bussgeld der EU-Kommission wegen unfairen Wettbewerbs zu kippen. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschied, dass der Fall noch einmal vom EU-Gericht aufgerollt werden muss. Damit dürfte sich das Verfahren um die bereits im Mai 2009 verhängte Strafe von 1,06 Milliarden Euro noch weitere Jahre hinziehen. Die EU-Kommission hatte den Chip-Riesen wegen des Missbrauchs einer dominanten Marktposition bestraft. Der Brüsseler Behörde zufolge hatte Intel von 2002 bis 2007 Computerhersteller mit Rabatten dazu bewegt, die Chips des Konzerns statt Prozessoren des Konkurrenten AMD zu kaufen. Ausserdem habe der Chip-Gigant Zahlungen an die deutsche Elektromarkt-Kette Media-Saturn an die Bedingung geknüpft, dass sie nur Computer mit Intel-Prozessoren verkaufe.

NUR EIN HANDGEPÄCK: (Berlin) Beim Billigflieger Ryanair kostet es ab November extra, zwei Handgepäckstücke mit an Bord zu nehmen. "Zu viele" Passagiere hätten zwei kostenlose Handgepäckstücke mit an Bord genommen. Wegen der hohen Auslastung der Flüge gebe es nicht genug Platz für diese Menge an Handgepäck in den Ablagefächern über den Sitzen. Das führe zu Flugverspätungen, begründete Ryanair diesen Schritt. Im Gegenzug erhöht der Billigflieger aber das zulässige Gewicht für Aufgabegepäck von 15 auf 20 Kilogramm und senkt gleichzeitig die Gebühr dafür von 35 auf 25 Euro. Nur Ryanair-Kunden, die ab 1. November die Option "Priority-Boarding" für fünf Euro buchen, dürfen dann noch zwei Handgepäckstücke mit an Bord nehmen - also etwa einen kleinen Koffer und eine Handtasche. Alle weiteren Passagiere dürfen nur ein kleines Gepäckstück mit an Bord nehmen - das zweite müssen sie aufgeben.

RÜCKTRITT DES FED-VIZE: (Washington) Der Vize-Chef der US-Notenbank Fed, Stanley Fischer, tritt überraschend zurück. Dies geschehe aus persönlichen Gründen, schrieb der 73-Jährige in einem Brief an US-Präsident Donald Trump. Sein Rücktritt erfolge Mitte Oktober. Fischers Amtszeit wäre eigentlich nächstes Jahr ausgelaufen. Trump kann damit die Notenbank früher nach seinen Vorstellungen umbauen. Er hat die Fed mehrfach mit scharfen Worten kritisiert.

GELDREGEN FÜR LABELS: (Menlo Park) Die Musikindustrie kann sich Hoffnungen auf hunderte Millionen Dollar dank Facebook-Videos machen. Das Online-Netzwerk bietet Plattenfirmen und Verlagen einen Deal an, um Urheberrechte bei der Musik in hochgeladenen Videos zu regeln. Die Musikindustrie verhandelte bereits seit Monaten mit Facebook und das Online-Netzwerk habe zugesagt, ein automatisiertes Erkennungssystem - ähnlich wie auf der Videoplattform YouTube - zu installieren, schrieb der Nachrichtendienst Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen. Das könne aber zwei Jahre dauern - was beide Seiten nicht abwarten wollten. Facebook strebe deshalb einen schnellen Deal an. Bei Facebook können die Rechteinhaber aktuell nur verlangen, dass Clips, in denen ihre Musik zu hören sind, entfernt werden.

GROSSAUFTRAG FÜR AIRBUS: (Chicago) Der europäische Flugzeughersteller Airbus hat einen Grossauftrag für seinen Maschinentyp A350 XWB von der Fluglinie United Airlines erhalten. Sie sollen ältere, weniger effiziente Flugzeuge ersetzen, teilten die Unternehmen mit. Dabei wandelte United Airlines einen ursprünglichen Auftrag über 35 A350-1000 in 45 Maschinen des kleineren Typs A350-900 um, wie es hiess. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg über den Auftrag berichtet, der ihren Angaben zufolge einen Listenpreis von 14 Milliarden US-Dollar hat. Airbus hat bislang per Ende August 848 feste Bestellungen für den A350 XWB erhalten.

MEHR UMSATZ: (Bangalore) Hewlett Packard Enterprise (HPE) hat dank eines starken Geschäfts in der Netzwerksparte einen unerwartet hohen Umsatz im dritten Quartal erzielt. Der IT-Konzern gab einen Gesamtumsatz von 8,2 Milliarden Dollar bekannt - ein Anstieg von 2,5 Prozent - während Experten mit etwa 7,5 Milliarden gerechnet hatten. Der Umsatz der Netzwerksparte stieg dabei um 16 Prozent. Der Nettogewinn des US-Unternehmens ging jedoch zum Vorquartal zurück auf 165 Millionen Dollar nach knapp 2,3 Milliarden Dollar. HPE-Titel legten nachbörslich um mehr als vier Prozent zu. Der mit Taschenrechnern und Druckern gross gewordene Technologiekonzern Hewlett-Packard (HP) hatte sich Ende 2015 aufgeteilt. Die zukunftsträchtigen Angebote mit Computerservern und Datenspeichern für Firmen zur Auslagerung von IT-Diensten ins Internet wurden in HPE gebündelt und vom schwächelnden Computer- und Druckergeschäft getrennt.

BIP-REKORD: (Canberra) Keine Rezession seit 104 Quartalen: Die Wirtschaft von Australien ist erneut gewachsen. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) stieg im zweiten Quartal gegenüber der Vorperiode um 0,8 Prozent. Vor allem höhere Konsumausgaben und Industrieproduktion trugen zum erneuten Wachstum bei. Im ersten Quartal war das BIP um 0,3 Prozent gewachsen. Für das Haushaltsjahr 2016-2017 lag das BIP-Wachstum bei 1,9 Prozent, etwas weniger als die von Analysten erwarteten 2 Prozent. Trotz einzelner schwacher Quartale hat Australien seit mehr als 25 Jahren - oder 104 Quartalen - keine Rezession mehr erlebt. Von einer Rezession sprechen Ökonomen, wenn die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen gegenüber den Vorquartalen schrumpft.