Nur jeder elfte Vorstandsposten ist in den 160 wichtigsten börsennotierten Firmen nach einer am Freitag veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung EY von einer Frau besetzt. 64 Managerinnen sitzen 633 Managern gegenüber. Zwei Drittel der 160 Vorstände seien weiterhin reine Männergesellschaften.

EY gibt sich aber vorsichtig optimistisch - denn die Zahl der weiblichen Vorstände ist im vergangenen Jahr um sechs gestiegen. "So langsam tut sich etwas in den Vorständen der börsennotierten Unternehmen in Deutschland", sagt Markus Heinen, der bei EY für die Personalberatung zuständig ist. Vor fünf Jahren hatte der Frauenanteil nur bei fünf Prozent gelegen. Wenn es in dem Tempo weitergehe wie 2019, werde es jedoch bis 2048 dauern, bis ein Drittel der Vorstandsposten von Frauen besetzt sei, hat EY ausgerechnet.

Fünf Managerinnen sind als Vorstandschefin tätig: Der Softwarekonzern SAP hatte als erstes der 30 wertvollsten deutschen Unternehmen Jennifer Morgan zur (Co-)Chefin gemacht. "Es ist zu hoffen, dass andere Unternehmen daraus einen Lerneffekt erzielen", sagt Heinen. Aufsichtsrätin Martina Merz ist beim kriselnden Stahl- und Industriekonzern ThyssenKrupp auf den Vorstands-Chefsessel gewechselt - jedenfalls vorübergehend. DIC Asset, HHLA und GrenkeLeasing werden ebenfalls von Frauen geführt.

Im Dax gehört der Studie zufolge 77 Prozent der Vorstände mindestens eine Frau an. Dort sei im Schnitt jeder siebte Top-Manager weiblich. In den mittelständisch geprägten Unternehmen im MDax und SDax seien es deutlich weniger. "Es gibt genügend Frauen, die das können", sagt Heinen. Sie müssten aber konsequent gefördert werden - etwa mit flexiblen Arbeitszeiten -, um bis in die Spitzengremien vorzudringen. 30 Prozent der Frauen in den Vorständen sind für das operative Geschäft (COO) zuständig, je 22 Prozent kümmern sich um Personal und Finanzen.