Der Nachbar NordLB will im Rahmen des anstehenden Verkaufsprozesses den Finger heben und einen Blick in die Bücher der HSH werfen, wie zwei mit dem Vorgang vertraute Personen am Montag der Nachrichtenagentur Reuters sagten. "Es ist eine Pflichtaufgabe, sich das anzugucken", sagte einer der Insider. Eine Komplettübernahme des Hamburger Instituts sei jedoch nicht zu erwarten, schließlich leiden beide Landesbanken unter ausfallgefährdeten Schiffskrediten: "Wenn man beide Banken einfach zusammenführt, werden die Probleme sicher nicht kleiner." Dass die Hannoveraner einzelne Geschäftsbereiche der HSH übernehmen, sei unter gewissen Umständen aber denkbar. Die beiden Geldhäuser wollten sich dazu nicht äußern.

Kaufinteressenten für die HSH müssen sich bis zum 27. Februar bei der Investmentbank Citigroup melden, die den Verkaufsprozess für die Mehrheitseigner Hamburg und Schleswig-Holstein organisiert. Nach einem Blick in die Bücher der HSH sollen Interessenten anschließend bis zum 31. März indikative Angebote abgeben. Mit dem Verkaufsprozess vertraute Personen gehen davon aus, dass sich die HSH nicht als Ganzes veräußern lässt, sondern allenfalls in Teilen: Die profitable Kernbank könnte an ein anderes Geldhaus gehen. Und die defizitäre Abbaubank, in der die meisten faulen Schiffskredite lagern, könnte an einen Finanzinvestor verkauft werden - oder in einer Bad Bank der Länder abgewickelt werden.

Die HSH muss auf Druck der EU-Kommission bis Februar 2018 verkauft werden - andernfalls kommt es zur Abwicklung. Hamburg sei vorbereitet, auch wenn der Verkauf wider Erwarten nicht gelingen sollte, sagte ein Sprecher der Finanzbehörde. "Uns wirft das nicht mehr aus der Bahn." Der Verkaufsprozess gehe nach der Veröffentlichung der Verkaufsanzeige nun richtig los, erklärte Philipp Nimmermann, Staatssekretär im Finanzministerium in Schleswig-Holstein. "Wir sind damit zeitlich deutlich vor den Vorgaben der Europäischen Kommission."

HOFFEN AUF AUSLÄNDISCHEN KÄUFER

Die meisten Mitglieder des öffentlich-rechtlichen Finanzsektors hoffen, dass ein ausländischer Käufer bei der HSH zuschlägt. Bei informellen Gesprächen Ende 2016 haben nach Reuters-Informationen unter anderem die Bank of China sowie die Finanzinvestoren Apollo und Lone Star Interesse signalisiert. Die NordLB hatte dagegen bisher - wie alle anderen Landesbanken - betont, kein Interesse an einem Kauf der HSH zu haben. "Wir sind nicht dabei, uns andere Adressen (...) anzuschauen", sagte der seit Jahresanfang amtierende NordLB-Chef Thomas Bürkle im Dezember.

Insidern zufolge gibt es in der Politik jedoch durchaus den Wunsch, dass sich andere Landesbanken am HSH-Verkaufsprozess beteiligen. Auch mit Blick auf potenzielle Käufer aus dem Ausland sei es wichtig, dass deutsche Geldhäuser ebenfalls Interesse signalisierten, sagte eine mit dem Prozess vertraute Person. Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon betonte in Berlin, er wolle sich nicht in die unternehmerischen Entscheidungen von Landesbanken einmischen. Er habe jedoch den Eindruck, dass "Ertragsbestandteile" der HSH interessant sein könnten für Investoren aus dem In- und Ausland.

"DIE IDEE HÄTTE CHARME"

Die Schaffung einer Landesbank im Norden wird im öffentlich-rechtlichen Finanzsektor schon seit Jahren diskutiert. "Die Idee hätte durchaus Charme", sagte eine mit den Überlegungen vertraute Person. Eine HSH-Komplettübernahme sei für die NordLB angesichts der Krise in der Schifffahrt aber nicht denkbar. Die Hannoveraner haben das Ziel ausgegeben, die Zahl der von ihr finanzierten Schiffe deutlich zu reduzieren. Das Firmenkunden- und Immobiliengeschäft der HSH würde aus Sicht von Experten dagegen durchaus zur NordLB passen.

Die EU-Kommission hat nichts gegen einen Verkauf der HSH in Teilen. Insider und Bankenaufseher halten deshalb ein ähnliches Szenario wie bei der 2012 zerschlagenen WestLB für denkbar. Damals wurden die zukunftsträchtigen Bereiche an die Helaba verkauft. Dem Bundesfinanzministerium ist wichtig, dass die EU-Regeln zur Sanierung und Abwicklung von Banken eingehalten werden, wie eine Sprecherin betonte. "Nach diesen Regeln müssen Eigentümer und gegebenenfalls Gläubiger einer Bank Verluste tragen." Über mögliche Landesbanken-Zusammenschlüssen müssten die Bundesländer und die regionalen Sparkassen entscheiden. "Eine Konsolidierung im Landesbankensektor liegt in der Verantwortung der Eigentümer der Landesbanken."