PARIS (dpa-AFX) - In Frankreich wächst der Ärger über den extrem langsamen Impfstart im Kampf gegen das Coronavirus. Es handle sich um einen "Staatsskandal", sagte der Präsident der an Deutschland grenzenden Region Grand Est, Jean Rottner, dem Sender France 2 am Montag. "Alles wird von Paris aus entschieden", monierte er. Die Regionen würden nicht richtig eingebunden. Sich impfen zu lassen, sei komplizierter als der Kauf eines Autos. Die Region Grand Est ist schwer von der Covid-19-Pandemie getroffen.

Der grüne Europa-Abgeordnete Yannick Jadot bezeichnete den Impfstart als "Fiasko". "Frankreich hat die gleiche Anzahl von Dosen pro Million Einwohner wie Deutschland", schrieb er auf Twitter. Wenn man sie verspätet einsetze, sei das die Schuld von Präsident Emmanuel Macron. Die Präsidentin der französischen Behörde für Gesundheitsfragen verteidigte das Vorgehen der Regierung. "Unser Hauptziel ist es, die Zahl der Todesfälle zu reduzieren und die Zahl der Krankenhausaufenthalte zu verringern", sagte sie dem Sender BFM TV. Deshalb würden zuerst die Älteren vor Ort in den Heimen geimpft - man wolle sie nicht in Impfzentren schicken, um dort Schlange zu stehen.

Der Website Covid Tracker zufolge wurden seit Impfstart vor gut einer Woche bis Sonntag mehr als 500 Menschen geimpft. Es handelt sich dabei allerdings nicht um eine offizielle Seite der Regierung, der Betreiber erhält die Zahlen eigenen Angaben nach von den Gesundheitsbehörden. Gesundheitsminister Olivier Véran sagte beim Besuch eines Pariser Krankenhauses am Montagnachmittag, dass im Laufe des Tages mehrere Tausend Menschen geimpft worden seien - nannte aber keine genaue Zahl. In vielen Einrichtungen hat mittlerweile die Impfung von älterem Pflegepersonal begonnen. Konkrete Zahlen sollten nun am Dienstag veröffentlicht werden.

Zum Vergleich: In Deutschland wurden mit Stand Montagmittag mehr als 264 000 Corona-Impfungen offiziell gemeldet. Frankreich mit seinen knapp 67 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist von der Corona-Pandemie schwer getroffen. Mehr als 65 000 Menschen starben, circa 2,6 Millionen infizierten sich mit dem Virus./nau/DP/nas