Berlin (Reuters) - Im Ringen um einen Tarifabschluss für mehr als zehntausend Beschäftigte in den Häfen von Hamburg, Bremen und Niedersachsen zeigt sich die Arbeitgeberseite zuversichtlich.

Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) teilte am Dienstag auf Anfrage mit, man sei auf Basis des bisherigen Verhandlungsverlaufs optimistisch, in der laufenden dritten Runde zu einem für beide Seiten tragfähigen Tarifergebnis zu kommen. Die Runde soll am Dienstag in Hamburg zu Ende gehen. Die Gewerkschaft Verdi hat mit Streiks Druck gemacht. Sie wirft dem ZDS vor, in der zweiten Verhandlungsrunde am 6. Juni kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt zu haben.

Verdi fordert eine Erhöhung der Stundenlöhne um drei Euro bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten. Die Gewerkschaft verlangt zudem eine entsprechende Anhebung der Schichtzuschläge - und dass die beim Tarifabschluss 2022 ausgebliebene Erhöhung dieser Zulagen nachgeholt wird. Verhandlungsführerin Maren Ulbrich hat betont, dass es vor allem auf eine finanzielle Entlastung der unteren Lohngruppen ankomme. Diese seien von der Inflation besonders schwer getroffen worden. Das habe der ZDS nicht in ausreichendem Maß berücksichtigt.

Der ZDS bietet eine Erhöhung der Grundstundenlöhne der Seehafenarbeiter um 2,5 Prozent und für die unteren Lohngruppen als soziale Komponente einen festen Mindestbetrag. Dadurch gebe es für alle Einkommensgruppen eine Steigerung der Reallöhne, so der ZDS. Der Verband spricht von einem fairen Angebot in schwierigen Zeiten für die Häfen, die mit den Folgen diverser Krisen und internationalem Konkurrenzdruck zu kämpfen hätten. Auch stünden sie vor erheblichen Investitionen, um Umwälzungen wie die Energiewende bewältigen zu können. Der Verband vertritt die Interessen der 56 seiner insgesamt 141 Mitgliedsunternehmen, die an den Lohntarifvertrag gebunden sind. Dieser betrifft laut ZDS rund 12.000 Beschäftigte.

2022 EINIGUNG ERST IN DER ZEHNTEN VERHANDLUNGSRUNDE

Im Jahr 2022 hatten sich beide Seiten laut damaliger Verdi-Mitteilung erst nach mehreren Wochen und einigen Streiks in der zehnten Verhandlungsrunde auf ein Tarifergebnis für die Beschäftigten in den deutschen Nordseehäfen geeinigt. Von dem in der diesjährigen Runde am Montag begonnenen Streik betroffen sind Verdi zufolge die Häfen in Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Emden und Brake. Je nach Standort können die Streiks noch bis Dienstagabend andauern. In Hamburg hatte Verdi am Montag zu einer zentralen Kundgebung und einer Demonstration aufgerufen. Bereits am 7. Juni wurde im Hamburger Hafen gestreikt. Die Tarifverhandlungen betreffen in Deutschlands größtem Seehafen etwa 6000 Beschäftigte.

Laut dem Online-Portal Statista reicht der Grundstundenlohn in der Branche nach Lohntarifvertrag von gut 20 bis knapp 31 Euro: Demnach waren es 2023 für Hafenarbeiter mit manuellen Tätigkeiten in den ersten drei Beschäftigungsjahren 20,45 Euro, für Decksleute 25,02 sowie für Hafenfacharbeiter und Logistik-Fachkräfte wie zum Beispiel Containerbrückenfahrer 30,89 Euro. Bei den Anfängern käme also auf Basis dieser Zahlen eine Erhöhung um drei Euro einem Plus von mehr als 14 Prozent gleich.

(Bericht von Elke Ahlswede. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)