Sie erhöhte den Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld am Freitag um einen Viertelpunkt auf 7,5 Prozent. Zentralbankchefin Elvira Nabiullina verwies auf größere Risiken für die Preisstabilität und politische Risiken durch drohende Sanktionen. Die Teuerungsrate dürfte bis zum Jahresende auf über vier Prozent steigen, der Rubel-Verfall verstärke den Trend noch. Die Notenbank will daher prüfen, ob weitere Zinserhöhungen angebracht sind. Die nächste Sitzung steht am 26. Oktober an.

Die Währungshüter in Moskau folgten damit dem Vorbild der Zentralbank des Schwellenlandes Türkei. Diese hatte den Leitzins am Donnerstag - ebenfalls im Kampf gegen eine Währungskrise und eine ausufernde Inflation - angehoben, allerdings weit kräftiger um 6,25 Punkte auf 24 Prozent.

Ein Ausverkauf bei Schwellenländern in Folge der türkischen Währungskrise und drohende neue US-Sanktionen gegen Russland machten dem Rubel in den vergangenen Wochen zu schaffen. Seit Jahresbeginn wertete er zum Dollar um rund 20 Prozent ab. Der überraschende Zinsschritt macht die russische Devise jetzt für Anleger wieder etwas attraktiver. Der Rubel legte nach der Entscheidung deutlich zu, im Gegenzug verbilligte sich der Dollar um 1,1 Prozent auf 67,43 Rubel.

Ökonom William Jackson vom Analysehaus Capital Economics geht davon aus, dass auch das politische Umfeld die Währungshüter in Moskau zu der Erhöhung bewogen haben dürfte: "Die Entscheidung ist auch Ausdruck der Sorge über die Drohung mit schärferen US-Sanktionen und den damit verbundenen Auswirkungen auf Kapitalabflüsse und Inflation."

Seit Ende August sind wegen des in England verübten Anschlags auf den Ex-Agenten Sergej Skripal und dessen Tochter US-Sanktionen gegen Russland in Kraft. Damit sind unter anderem bestimmte Rüstungsgeschäfte sowie der Export sicherheitsrelevanter Waren untersagt. Weitere Strafmaßnahmen drohen laut US-Angaben 90 Tage nach der ersten Runde. Auch wegen der russischen Annexion der Halbinsel Krim und einer mutmaßlicher Einmischung Moskaus in den US-Wahlkampf sind bereits Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt worden.