Rivalisierende honduranische Gesetzgeber setzen im Streit um den nächsten Präsidenten auf unterschiedliche Kongressabgeordnete

Honduranische Gesetzgeber in rivalisierenden Bündnissen haben am Sonntag inmitten von Streitigkeiten zwischen der gewählten Präsidentin Xiomara Castro und dissidenten Mitgliedern ihrer Partei zwei verschiedene Personen als Kongresspräsidenten unterstützt und vor einer neuen politischen Krise in dem von Armut geplagten mittelamerikanischen Land gewarnt.

Die Abgeordneten von Castros linker Partei für Freiheit und Neugründung (Libre) und zwei weiteren Parteien haben am Freitag ein Mitglied ihrer Fraktion zum Präsidenten des Kongresses ernannt und damit eine Vereinbarung gebrochen, die die Ernennung eines Abgeordneten der Partido Salvador de Honduras (PSH) vorsah, eines Verbündeten, der Castro zum Sieg verholfen hatte.

Castro bezeichnete den Schritt als "Verrat" und erklärte am Freitag, ihre Partei habe die 18 Abgeordneten ausgeschlossen, die die Entscheidung gegen die Ernennung eines PSH-Mitglieds an der Spitze des Kongresses unterstützt hatten.

Der Streit löste chaotische Szenen im Kongress aus und veranlasste die Botschaft der Vereinigten Staaten in Honduras, am Samstag zu Ruhe und Dialog aufzurufen.

Die abtrünnigen Abgeordneten bildeten am Sonntag in einem Club am Stadtrand von Tegucigalpa ein Gremium, das von der Nationalen Partei von Honduras unterstützt wurde. Dort vereidigten sie den Abgeordneten Jorge Calix zum Präsidenten des Kongresses, der auch von Abgeordneten der Partei des scheidenden Präsidenten Juan Orlando Hernandez unterstützt wurde.

Unterdessen wählten Castro-Anhänger und ihre Verbündeten in der PSH den Abgeordneten Luis Redondo in einer Sitzung in der Kongresszentrale in der Hauptstadt in dieses Amt.

In einer Rede versprach Calix, trotz politischer Differenzen mit Castro zusammenzuarbeiten.

"Wir wollen garantieren, dass wir wachsam sein werden, damit die legislative Agenda unserer Präsidentin Xiomara Castro erfüllt wird", sagte Calix.

Castro twitterte später, dass sie Redondo als Kongresspräsidentin anerkennt, und gratulierte den Gesetzgebern, die "12 Jahre Korruptionsnetzwerke von 'Joh'" ablehnen, womit sie sich auf den scheidenden Präsidenten Hernandez bezog.

Der honduranische Rat der Privatwirtschaft (COHEP) veröffentlichte eine Erklärung, in der es hieß, die Wendung der Ereignisse durch die Gesetzgeber "gefährde das Funktionieren von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie ernsthaft" und forderte "dringend einen aufrichtigen Dialog".

Castro hat damit gedroht, sich zu weigern, am 27. Januar von Calix vereidigt zu werden.