PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der EuroStoxx 50 hat zum Jahresauftakt mit mehr als 7 Prozent den größten Wochenverlust seit August 2011 erlitten. Damals stießen die Anleger wegen der europäischen Schuldenkrise massenhaft Aktien ab. Schuld am derzeitigen Kursrutsch sind dagegen die Schockwellen von Chinas Wirtschaft und Börsen, welche die Finanzmärkte weltweit erschüttert haben.

Die Entspannung an Chinas Handelsplätzen stützte den Leitindex der Eurozone am Freitag letztlich ebenso wenig wie ein starker US-Arbeitsmarktbericht: Nach zwischenzeitlichen Gewinnen schloss er 1,66 Prozent tiefer bei 3033,47 Punkten. Als einen Belastungsfaktor sahen Marktbeobachter die Ölpreise, die nach einer kurzen Erholung überwiegend weiter nachgaben.

Auch für die anderen europäischen Aktienindizes ging es am Freitag bergab: In Paris sank der CAC-40-Index um 1,59 Prozent auf 4333,76 Punkte. Der Londoner FTSE 100 verlor lediglich 0,70 Prozent auf 5912,44 Punkte.

Nachdem die chinesischen Festlandsbörsen wegen heftiger Kurseinbrüche gleich zweimal vorzeitig geschlossen hatten, schafften sie es vor dem Wochenende klar ins Plus. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg kauften staatlich kontrollierte chinesische Fonds erneut Aktien, um den Markt zu stützen.

Den neuen und umstrittenen Schutzmechanismus zur automatischen Unterbrechung des Handels bei großen Schwankungen will die Regierung in Peking zunächst nicht mehr anwenden. Außerdem legte die Zentralbank den Kurs für den Yuan höher fest und milderte damit die Angst vor einem weltweiten Abwertungswettlauf der Währungen. Diese Nachrichten stützten auch die anderen asiatischen Aktienmärkte. Die Börse in Japan konnte ihre Tagesverluste immerhin deutlich eindämmen.

Die erneute Schwäche bei den Ölnotierungen belastete die Branchenunternehmen: Deren Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 sackte um 3,65 Prozent ab. Der Index der Bergbauunternehmen gehörte mit minus 2,91 Prozent ebenfalls zu den größten Verlierern. Einziger Gewinner im Branchentableau war der Index der Reise- und Transportbranche, die über niedrigere Treibstoffkosten von der Ölpreisschwäche profitiert: Er stieg um 0,08 Prozent.

Mit einem Plus von 2,42 Prozent waren die Aktien des Netzwerkausrüsters Nokia unangefochtener Spitzenreiter im EuroStoxx. Die Papiere profitierten von positiven Studien der britischen Bank Barclays und der Schweizer Bank Credit Suisse. Nokia sei ihr Favorit in der europäischen Technologiebranche, schrieben die Analysten.

Die wegen des Preiskampfs bei Lebensmitteln unter Druck geratenen Aktien der britischen Supermarktkette Tesco kletterten als bester "Footsie"-Wert um 5,53 Prozent. Auch ihnen half ein positiver Kommentar von Barclays. Er sehe Anzeichen dafür, dass der Preisverfall bei Lebensmitteln in diesem Jahr nachlassen werde, schrieb Analyst James Anstead. Er stufte das Papier auf "Overweight" hoch./gl/stw