LEIPZIG (dpa-AFX) - Die ostdeutsche Bauwirtschaft blickt positiv ins neue Jahr. "Die Einschätzung ist insgesamt gut, dennoch steigt die Skepsis, ob der Boom in der Branche langfristig noch fortbestehen kann", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Ost, Robert Momberg, der Deutschen Presse-Agentur.

Der Verband vertritt 260 Unternehmen mit etwa 20 000 Beschäftigten in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg. Die Zahlen und Aussagen beziehen sich aber auf den gesamten Osten. Grund für die Befürchtungen sei, dass der Wohnungsbau langsam abebben könne und öffentliche Mittel nicht schnell genug fließen, weil es einen Fachkräftemangel in den Bauverwaltungen gebe, erklärte Momberg.

Ein großes Problem im Osten sei auch die schlechte Breitbandversorgung. Im bundesweiten Vergleich belegten hier die neuen Länder die hinteren Plätze. So liege die Abdeckung mit schnellem Internet in Sachsen-Anhalt bei 59,5 Prozent, in Brandenburg bei 69,6 Prozent und in Sachsen bei 70,8 Prozent. Aber nur mit dem Ausbau des Breitbandnetzes sei es möglich, Verfahren zu beschleunigen und damit auch Kosten zu sparen.

Bei Straßenbaumaßnahmen sollten zunehmend Leerrohre mitverlegt werden, forderte der Hauptgeschäftsführer. Bei dem Bedarf des Breitbandausbaus könnten so Kosten und Zeit gespart werden. Außerdem trage es zur Verringerung von Baustellen bei, wenn Straßen und Fußwege nicht extra geöffnet werden müssten.

"Ein großes Problem ist nach wie vor die große Bürokratie am Bau", betonte Momberg. Am meisten ärgerten sich die Betriebe über die vielen Dokumentations- und Nachweispflichten, zu lange Bearbeitungszeiten und über aufgeblähte Vergabeverfahren. Die Unternehmen im ostdeutschen Bauhauptgewerbes müssten jährlich eine halbe Milliarde Euro für die Erfüllung bürokratischer Aufgaben aufbringen. Allein im Verbandsgebiet seien 17 000 Arbeitnehmer damit beschäftigt, die von EU, Bund und Land auferlegten Informations- und Berichtspflichten zu erfüllen.

Insgesamt sei das Jahr 2018 im ostdeutschen Baugewerbe gut verlaufen, bilanzierte Momberg. Die Ertragslage habe sich bei den meisten Unternehmen verbessert. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sei der Umsatz in den ersten drei Quartalen um 10,3 Prozent auf 12,6 Milliarden Euro gestiegen. Dabei hätten alle Sparten zugelegt; die stärkste Säule sei der Wirtschaftsbau gewesen. Die Zahlen für das gesamte Jahr 2018 lägen zwar noch nicht vor, er gehe aber davon aus, dass sich der Trend bis Ende Dezember fortsetze.

Die Baupreise seien 2018 in Ostdeutschland weiter gestiegen, berichtete Momberg. Im den ersten sechs Monaten habe der Preisindex um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum höher und damit leicht über dem Bundesdurschnitt gelegen. Ursachen seien vor allem höhere Rohstoffpreise etwa für Stahl und Mineralölerzeugnisse, gestiegene Deponiekosten sowie drückende Personalkosten./fu/DP/zb