Börsen-Zeitung: Von Italien lernen, Kommentar zur Nord/LB von Bernd
Wittkowski
   Frankfurt (ots) - Eine gute Nachricht für die Nord/LB und ihre 
noch rund 6000 Beschäftigten: Die Abwicklung der viertgrößten 
deutschen Landesbank ist erst mal kein Thema mehr. Höchstens 
insofern, als die Bankenaufsicht sozusagen als Plan C ein Szenario 
für eine freiwillige Zerlegung des Instituts sehen will. Davor haben 
aber nach aktuellem Gesprächsstand Plan A - Kapitalzufuhr von 
Niedersachsen und Sachsen-Anhalt plus Beteiligungslösung der 
Sparkassenträger der Nord/LB und der Stützungsfonds - sowie Plan B - 
Einstieg eines oder mehrerer privater Investoren - durchaus 
realistische Chancen. Die Bankenaufseher und die Bundesregierung, die
in Gestalt von Finanzstaatssekretär Jörg Kukies und des 
Abteilungsleiters Finanzmarktpolitik im Bundesfinanzministerium, 
Levin Holle, beim "Aufsichtsgespräch" in der EZB mit am Tisch saß, 
scheinen dem öffentlich-rechtlichen Modell eine gewisse 
Grundsympathie entgegenzubringen.

   Die Einbindung der Bundesregierung könnte bald von entscheidender 
Bedeutung sein. Denn wenn die Länder frisches Kapital in ihre Bank 
pumpen, ist das juristisch erst mal ein möglicher Beihilfefall für 
die EU-Kommission und damit ein Verhandlungsthema zwischen Berlin und
Brüssel. Mehr als nur nebenbei wird zudem die ordnungspolitische 
Frage zu diskutieren sein, ob hier nicht eine Bank mit dem Geld der 
Steuerzahler gerettet würde. In einschlägigen Debatten sind die  
Deutschen ja Musterknaben. Auch, wenn es um einen deutschen 
Stützungsfall geht? Bestimmt würde man von Italien lernen und einen 
passenden Ausnahmetatbestand finden.

   Doch auch der Beitrag der Sparkassenseite ist noch keineswegs 
gesichert. DSGV-Präsident Helmut Schleweis mag jetzt ein 
wohlfundiertes Mandat haben. Aber nicht alle, die zur Kasse gebeten 
werden, waren beim Krisentreffen in der EZB dabei. Es soll  Hardliner
geben, die sehr unwillig sind, wenn es ums Bezahlen geht. Einmal 
davon abgesehen, dass die exakten Strukturen einer Beteiligungslösung
noch fehlen und die einzelnen Komponenten längst nicht mit 
Preisschildern versehen sind. Die interessierten Finanzinvestoren 
werden ihre Etiketten am Freitag auf die Angebote kleben.

   Wer als Gewinner aus der Chose  hervorgehen wird, ist offen. Indes
schälen sich schon einige Verlierer  heraus. Etwa die an der Nord/LB 
beteiligten Sparkassen: Ihnen droht, dreifach zahlen zu müssen: mit 
der  eigenen Kapitalspritze für die Landesbank, ihrem Anteil am 
Stützungsfonds sowie per Abschreibung ihrer Anteile. Eine tragfähige 
Lösung für ihr Institut hätten sie schon mal preiswerter haben 
können.

OTS:              Börsen-Zeitung
newsroom:         http://www.presseportal.de/nr/30377
newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de