Börsen-Zeitung: Fed wird wieder vorsichtig, Marktkommentar von Kai

Johannsen

Frankfurt (ots) - Es hat ja nun niemand ernsthaft erwartet, dass

die Fed nach ihrer ersten Zinsanhebung seit fast einer Dekade im

Dezember gleich einen Monat später erneut die geldpolitischen Zügel

strafft. Das war schon allein wegen des turbulenten Jahresauftakts an

den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten nicht zu erwarten.

Genauso wenig, wie irgendjemand von einer Zinsanpassung nach oben

ausgegangen ist, hat auch niemand erwartet, dass die US-Notenbank

wegen der Turbulenzen an den Märkten oder der schwachen China-Daten,

die einige Börsenbeben ausgelöst haben, nun den Zinsschritt einen

Monat später wieder rückgängig macht. Ziemlich einhellig ist man im

Markt davon ausgegangen, dass Fed-Chefin Janet Yellen und ihre

Zentralbankkollegen erst mal Kurs halten.

Erklärung angepasst

Aber Kurs halten beinhaltet eben gerade, sich vom selbigen nicht

gleich wieder abbringen zu lassen. Zwar hat die Fed die Leitzinsen

unverändert gelassen und damit auch die Markterwartungen erfüllt,

aber sie hat sich von den Entwicklungen an den Märkten, die ja nicht

gerade neu für die Fed-Verantwortlichen sind, gleich wieder dazu

nötigen lassen, die Begleiterklärung zum Zinsentscheid entsprechend

anzupassen.

In ihrem Statement hat Yellen den Passus gestrichen, dass die

Risiken für den Konjunkturausblick ausgeglichen sind. Stattdessen

wollen die Notenbanker nun die globale Konjunktur und die

Entwicklungen an den Finanzmärkten genau beobachten und dann auch

abschätzen, welche Implikationen diese Entwicklungen für den

Arbeitsmarkt und die Inflation in den USA haben. Etwas zynisch könnte

man sich fragen, ob Yellen & Co genau das ansonsten nicht gemacht

hätten. Doch, hätten sie. Von daher wäre eine im Wortlaut

unveränderte Erklärung auch eine Alternative gewesen. Schließlich

weiß jeder am Markt - oder sollte es zumindest -, dass die Fed seit

dem Börsenbeben in China im Sommer 2015 auch diesen Aspekt und die

Auswirkungen desselben für die Weltkonjunktur und die US-Wirtschaft

sehr genau im Blick hat. Das wurde schon mehrfach betont.

Aber vielleicht wollten die US-Zentralbanker nun auch schon wieder

eine neue Botschaft in den Markt senden, was unter Nachhaltigkeits-

und Glaubwürdigkeitsaspekten nur einen Monat nach dem Zinsschritt

nicht unbedingt der klügste Schachzug gewesen sein dürfte. Am Markt

wurde die veränderte Erklärung so aufgefasst, dass die nächste

Erhöhung im März zwar nicht vollkommen vom Tisch ist, aber zumindest

sehr unwahrscheinlich geworden ist. Die Fed wird ihren

Straffungszyklus sehr viel langsamer angehen, als sie das noch im

Dezember vermittelt hat. Etwas deutlicher könnte man auch sagen, dass

die Fed bei ihrem Straffungszyklus wahrscheinlich nicht weit von der

Nulllinie wegkommt, wie es etwa Andrew Bosomworth, Deutschland-Chef

von Pimco, im Interview dieser Zeitung formuliert.

In der Tat spricht das Umfeld nicht gerade dafür, dass die Fed ihr

Szenario von Dezember weiterhin so vorfinden wird. Yellens Kollegen

in Japan haben die Zinsen nun ebenfalls in den roten Bereich

befördert und sind damit in den Club der "Negativzinsler" unter den

Währungshütern aufgenommen worden. Aber auch vor der eigenen Haustür

findet Frau Yellen ein Umfeld vor, das nicht für schnelle

Zinsanhebungen spricht. US-Konjunkturindikatoren sind bereits auf

mehrjährigen Tiefs. In dieser Woche deuteten auch die

US-Auftragseingänge für langlebige Güter an, wo die Reise hingeht.

Sie wiesen für Dezember einen Rückgang um 5,1% aus. Das war deutlich

mehr, als mit einem Minus von 0,7% erwartet worden ist. Außerdem war

es der stärkste Einbruch seit August 2014.

Auch die Unternehmensgewinne sind auf dem absteigenden Ast. Das

spricht ebenfalls nicht gerade für eine deutliche Aufhellung der

Investitionstätigkeit. Im Gegenteil spricht tatsächlich viel dafür,

dass sich die Fed damit nicht weit von der Nulllinie wegbewegen kann.

Die Marktreaktion auf das veränderte Statement war deswegen

eindeutig: Am US-Bondmarkt fielen die Renditen.

Wenn es weniger Aufwärtsdruck bei den US-Leitzinsen und damit auch

am Treasury-Markt gibt, ist das auch am Rentenmarkt der Eurozone zu

spüren. Abzulesen ist das an der deutlichen Befestigung des

Bund-Future, der von Rekord zu Rekord eilt. Da sich zudem noch eine

Ausweitung des Quantitative Easing der Europäischen Zentralbank

abzeichnet, dürfte der Anleihenmarkt somit insgesamt gut unterstützt

bleiben.

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