Corporate-Banking-Index von Bain / Deutschlands Banken verbrennen im
Firmenkundengeschäft Geld
München (ots) - Im ersten Halbjahr 2019 hat die Eigenkapitalrendite im 
Corporate-Banking mit rund 7 Prozent erstmals seit der Finanzkrise unter den 
Eigenkapitalkosten gelegen

   - Erträge stagnieren auf niedrigem Niveau, die Profitabilität 
     fällt
   - Aggressive Expansionspläne vieler Institute setzen Kreditmargen 
     weiter unter Druck
   - Banken wirken Margenverfall mit Ausweitung der Kreditvolumina 
     entgegen
   - Investitionen lassen Verwaltungsaufwand steigen und belasten die
     Profitabilität zusätzlich

Der Verdrängungswettbewerb im Corporate-Banking in Deutschland nimmt bedrohliche
Züge an. Erstmals seit der Finanzkrise ist es den Instituten im ersten Halbjahr 
2019 nicht gelungen, ihre Eigenkapitalkosten von derzeit 7 bis 10 Prozent zu 
verdienen (Abbildung). Die Eigenkapitalrendite sank innerhalb von zwölf Monaten 
um 4 Prozentpunkte auf 7 Prozent. Die Entwicklung des 
Bain-Corporate-Banking-Index im ersten Halbjahr 2019 untermauert die angespannte
Situation. Während die Erträge auf niedrigem Niveau verharren, gab die 
Profitabilität deutlich nach - so wie auch in den letzten fünf Jahren. "Viele 
Banken versuchen schon seit geraumer Zeit, ihre Marktposition im traditionell 
profitablen Firmenkundengeschäft aggressiv auszubauen und nehmen dafür immer 
niedrigere Margen in Kauf", stellt Bain-Partner Dr. Christian Graf fest. "Nun 
ist die Branche an einem Punkt angekommen, an dem sie Geld zu verbrennen 
beginnt."

Kreditvolumen auf Rekordhöhe, Kreditmarge nahe Tiefstständen

In jüngster Zeit sind die Banken bemüht, unter anderem mit einer Ausweitung der 
Kreditvolumina der rückläufigen Profitabilität entgegenzuwirken und ihren 
Zinsüberschuss zu stabilisieren. Im ersten Halbjahr 2019 stieg das Kreditvolumen
im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent auf den historischen Rekordwert von 1,2 
Billionen Euro. Zwischen 2013 und 2018 lag die durchschnittliche Wachstumsrate 
noch bei jährlich 3 Prozent. Insbesondere die Sparkassen und die privaten 
Kreditbanken bauen ihre Marktposition aus. Die Landesbanken hingegen verzeichnen
leichte Marktanteilsverluste, auch bedingt durch die laufende Konsolidierung und
Restrukturierung.

Trotz der wachsenden Volumina bewegt sich die Kreditmarge weiterhin nahe den 
historischen Tiefstständen des Jahres 2008. "Den Banken fällt es immer schwerer,
Kundenbeziehungen nachhaltig profitabel zu gestalten", erklärt Bain-Partner Dr. 
Jan-Alexander Huber. Dazu trage auch der Trend hin zu Plattformlösungen bei 
sowie die Automatisierung vieler Cross-Selling-Produkte wie Devisengeschäfte. 
"Für die Kreditinstitute wird es zunehmend wichtiger, sich auf ihre 
Wettbewerbsvorteile zu konzentrieren und mit Partnern zusammenzuarbeiten", so 
Huber

Ein weiterer Grund für die rückläufige Profitabilität ist der zuletzt wieder

deutlich gestiegene Verwaltungsaufwand. Die unumgänglichen Investitionen der 
Banken in die Digitalisierung, in ihre IT sowie in die Umsetzung neuer 
Regelwerke konterkarieren die positiven Effekte der laufenden 
Kostensenkungsprogramme.

Steigende Kreditrisikovorsorge belastet Profitabilität zusätzlich

Anders als in den vergangenen Jahren verspricht die Kreditrisikovorsorge keine 
Entlastung. Im Gegenteil: Von einem niedrigen Niveau aus stieg sie in den ersten
sechs Monaten 2019 gemessen am Vorjahreswert um 17 Prozent. Die schwächere 
Konjunktur hinterlässt erste Spuren in den Büchern der Banken. "Die 
Risikovorsorge dürfte in den kommenden Quartalen weiter steigen und die 
Profitabilität zusätzlich belasten", erwartet Bankenexperte Huber. Hinzu kämen

höhere Aufwendungen durch die Umsetzung von Basel IV.

"Steigende Kosten bei rückläufigen Erträgen zwingen die Branche zu handeln", 
sagt Bain-Partner Graf. "Jede Bank muss ihr Firmenkundengeschäft jetzt 
wetterfest machen." Vorreiter könnten gegen den Branchentrend schon heute ihre 
Erträge steigern. Ihr Erfolg beruhe unter anderem auf einer systematischen 
Vertriebssteuerung, einer klaren Produkt- und Kundenstrategie sowie dem 
konsequenten Einsatz neuer Technologien. "Corporate-Banking lässt sich in 
Deutschland nach wie vor ertragsstark und rentabel betreiben", betont Graf. 
"Doch das wird nicht jedem Haus gelingen. Im Markt wird es zu einer noch 
stärkeren Differenzierung kommen, und Gewinnern mit nachhaltigen profitablen 
Geschäftsmodellen werden unrentable Verlierer gegenüberstehen."

Eine Abbildung zum Bain-Corporate-Banking-Index finden Sie hier: 
https://www.bain.com/de/insights/snap-chart-coporate-banking-index-h1-2019/

Der Bain-Corporate-Banking-Index auf einen Blick

Der halbjährlich erhobene Bain-Corporate-Banking-Index basiert auf 
veröffentlichten Daten führender deutscher Banken. Das Panel deckt rund die 
Hälfte der Bilanzsumme der 100 größten in Deutschland tätigen Banken ab und

konzentriert sich auf Finanzinstitute mit einem Schwerpunkt im Corporate-Banking
und einer entsprechenden Segmentberichterstattung. Bei der erstmaligen 
Erstellung erfasste Bain für die Jahre 2007 bis 2012 zahlreiche Rohdaten jeder 
einzelnen Bank, darunter die Erträge (Zins- und Provisionsüberschuss), die 
Kostenstruktur (Verwaltungsaufwand), die Kreditrisikovorsorge, die 
Profitabilität (Ergebnis vor Steuern), das Eigenkapital und das Kreditvolumen. 
Die Wahl des Ausgangsjahrs 2007 ermöglicht Vergleiche zwischen dem letzten Jahr 
vor Ausbruch der globalen Finanzkrise und der aktuellen Situation.

Sämtliche Rohdaten untersuchen die Bain-Experten auf Einmaleffekte, die sich 
beispielsweise aus Übernahmen oder Änderungen im Reporting ergeben, und 
bereinigen die Datenreihen entsprechend. Danach erfolgt eine Aggregation der 
Daten pro Bank, bevor sie mit einem Gewicht von maximal 20 Prozent in den 
Gesamtindex einfließen. Diese Limitierung des Einflusses einzelner Banken stellt
sicher, dass Sonderentwicklungen großer Finanzinstitute nicht den Index im 
Zeitverlauf verzerren. Vor Veröffentlichung werden die Daten Robustheitschecks 
anhand vorhandener Studien und weitergehender Analysen von Bain unterzogen und 
zum Teil um weitere Datenpunkte ergänzt.

Bain veröffentlicht den Corporate-Banking-Index in zwei Ausprägungen: den 
Bain-Corporate-Banking-Ertragsindex (CBE) und den 
Bain-Corporate-Banking-Profitabilitätsindex (CBP). Beide geben im Zeitverlauf 
einen hervorragenden Überblick über die Geschäftsentwicklung im 
Corporate-Banking und lassen sich als Benchmark für jedes einzelne 
Finanzinstitut nutzen.

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