Tunis (Reuters) - Auch bei der zweiten Runde der Parlamentswahlen in Tunesien ist die Beteiligung äußerst niedrig geblieben.

Nach Angaben der Wahlkommission vom Sonntag gaben vorläufigen Daten zufolge nur 11,3 Prozent der Berechtigten ihre Stimme ab. Das sind in etwa so viel wie bei der ersten Runde der Wahl im Dezember mit 11,2 Prozent. Rund 887.000 Wähler von etwa 7,8 Millionen Berechtigten gingen demnach zur Abstimmung. Viele Parteien boykottierten die Wahl. Kritiker werfen Präsident Kais Saied einen Staatsstreich vor. Er hat vor 17 Monaten das Parlament entmachtet und die Regierung durch von ihm ausgesuchte Minister ersetzt. Zudem hat er die Befugnisse des Präsidenten deutlich erhöht, so dass fast alle Macht im Land in seinen Händen liegt. Gegner werfen Saied vor, den letzten demokratischen Staat in Nordfafrika in eine Autokratie verwandeln zu wollen. Die Parlamentswahl soll auch die von ihm erzwungenen Reformen legitimieren. Mit Ergebnissen der Wahl wurde nicht mehr für Sonntag gerechnet. Das offizielle Endergebnis dürfte erst in den nächsten Tagen feststehen.

Tunesien galt seit dem Ausbruch des arabischen Frühlings 2011 als Hoffnungsträger für eine Demokratisierung der Region. Am 14. Januar 2011 wurde der autokratisch regierende Präsident Zine Al-Abidine Ben Ali abgesetzt, weshalb viele dieses Datum als Jahrestag der Revolution ansehen.

(Bericht von Tarek Amara und Angus McDowall, geschrieben von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)