Die Euphorie an der Wall Street schwappte am Freitag auch auf Europa über. Selbst durchwachsene US-Konjunkturdaten verdarben den Anlegern kaum die Kauflaune. Der Dax stieg um 1,2 Prozent auf 13.319 Punkte und schloss die Woche mit einem Plus von 3,1 Prozent. Nach einer Börsenweisheit verläuft das Jahr wie die erste Handelswoche. In 21 von fast 30 Jahren hat das für den Dax auch zugetroffen. Der EuroStoxx50 stieg ebenfalls um rund ein Prozent. In New York stellten der Dow Jones, der S&P500 und der Nasdaq neue Rekorde auf und lagen zum Handelsschluss in Europa je etwa 0,5 Prozent höher.

Auch in London und Zürich purzelten alte Bestmarken: Der "Footsie" und der Schweizer SMI schlossen so hoch wie noch nie. "Besser könnte die Stimmung an den Börsen zu Jahresbeginn nicht sein", sagte Fondsmanager Thomas Altman vom Vermögensberater QC Partners.

Erneut stützten gute Konjunkturdaten die Kurse. So blickte der deutsche Einzelhandel mit einem Umsatzwachstum fast fünf Prozent 2017 auf ein Rekordjahr zurück. In den USA boomt der Arbeitsmarkt weiter - wenn auch nicht ganz so stark wie erwartet. Außerhalb der Landwirtschaft wurden im Dezember 148.000 neue Stellen geschaffen. Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem Stellenaufbau von 190.000 gerechnet. "Der US-Job-Motor läuft weiterhin, er läuft jedoch langsamer", sagte Altmann. Der Markt schüttelte die Enttäuschung ab und lies sich auch von einem überraschend schwachen ISM-Index für das Nicht-Verarbeitende Gewerbe in den USA nicht aus der Ruhe bringen. Derweil sammelte im November die US-Industrie mehr Aufträge als erwartet ein. An der nur behutsamen Anhebung der US-Zinsen ändere das wenig, sagte ein Händler. Der Euro reagierte kurz mit einem leichten Plus, notierte am Abend mit 1,2031 Dollar aber etwas leichter.

JPMORGAN RECHNET MIT SOLIDEM WACHSTUM DER AUTOBRANCHE

Für lange Gesichter sorgte am Nachmittag die Deutsche Bank. Die Aktien sackten um 5,2 Prozent auf 15,49 Euro ab und hielten im Dax und EuroStoxx50 damit die rote Laterne. Deutschlands größtes Geldhaus wird auch 2017 nach eigenen Angaben mit einem Verlust abschließen. Schuld daran sei die US-Steuerrefrom. Zudem seien die Erträge aus dem Börsenhandel zuletzt geschrumpft. "Die Kursreaktion spricht für sich. Die Anleger sind enttäuscht", sagte ein Händler. "Die Begründung, dass die Steuerreform schuld sein soll, kommt mir fadenscheinig vor. Das hat man schon länger absehen können." Commerzbank-Aktien wurden in Sippenhaft genommen und verloren 1,7 Prozent.

Ansonsten standen Aktien, an denen die Rally 2017 relativ spurlos vorbeigegangen war, höher im Kurs. Bayer führten im Dax mit einem Plus von fast vier Prozent die Favoriten-Liste an, gefolgt von Merck und Fresenius mit Kursgewinnen von 3,1 und 2,5 Prozent. Hoch im Kurs standen zudem einige Autowerte - allen voran VW und die in Mailand und New York gehandelten FiatChrysler mit Aufschlägen von 2,7 und 6,4 Prozent. Die US-Bank JPMorgan erwartet für die Branche 2018 ein solides Wachstum und empfahl Fiat zum Kauf. Während Fiat so hoch wie noch nie stehen, haben VW das höchste Kursniveau seit Mitte August 2015 erreicht.

An der Wall Street stabilisierte sich der Aktienkurs von Intel nach zuvor zwei Verlust-Tagen: Die Titel stiegen um knapp ein Prozent. Nach dem Bekanntwerden von Sicherheitslücken bei Mikroprozessoren des Branchenprimus hatten Anleger diese Woche Intel aus den Depots geworfen. Sie verloren bis Donnerstagabend fast vier Prozent.