BERLIN (dpa-AFX) - Trotz der jüngsten Massenhinrichtungen in Saudi-Arabien hält der Nahost-Experte Sebastian Sons Sanktionen für falsch. "Der Einfluss auf Saudi-Arabien ist nicht so groß, wie wir uns das gerne manchmal vorstellen oder einreden würden", sagte Sons, der für die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik arbeitet, der Deutschen Presse-Agentur. Sanktionen würden nur Sinn machen, wenn alle wichtigen Handelspartner Saudi-Arabiens sich daran beteiligten. Anders sei dies allerdings bei Waffenlieferungen.

"Es war lange Zeit so, dass in Deutschland und im Rest der Welt wenig Kritisches über Saudi-Arabien berichtet wurde", erklärte Sons. Das habe sich in den letzten Jahren aber geändert - Deutschland schaue nicht weg.

Saudi-Arabien werde weiter als Partner gesehen, da das Königreich wirtschaftlichen, religiösen und politischen Einfluss in der Region hat. Wirtschaftliche Sanktionen seien kontraproduktiv und würden nicht dazu führen, dass Saudi-Arabien seine Politik ändere.

Sons betonte außerdem, dass die saudische Regierung nicht alles kontrollieren könne. Zwar habe das Königshaus erkannt, dass man den sogenannten Islamischen Staat (IS) bekämpfen müsse. "Das heißt aber noch lange nicht, dass Individuen, Geistliche, Geschäftsleute, die nicht zwingend unter der Kontrolle des Königshauses stehen, nicht weiter den IS unterstützen."

Das Königreich als Partner aufzugeben, sei aber ein Fehler. "Ohne Saudi-Arabien ist eine Lösung der Regionalkonflikte, ein effektiver Kampf gegen den Islamischen Staat, schlichtweg nicht machbar", sagte er./nau/DP/zb