BERLIN (dpa-AFX) - Kanzlerin Angela Merkel reist nach Istanbul, um dort am Freitag den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu treffen. Themen der Unterredung werden nach Angaben der Bundesregierung aktuelle internationale und bilaterale Fragen sein. Ankara sieht den EU-Beitrittsprozess, die Visaliberalisierung mit der EU und das Thema Zollunion im Fokus. Die Türkei ist seit 2005 Kandidat für den Beitritt in der Europäischen Union, die Verhandlungen liegen aber derzeit de facto auf Eis. Außerdem soll es um die Krisen in Libyen und Syrien gehen.

Angesprochen werden dürfte bei dem Treffen die Flüchtlingspolitik. Die Lage auf den griechischen Inseln hat sich wegen überfüllter Flüchtlingsunterkünfte zuletzt zugespitzt. Erdogan hat derweil wiederholt gedroht, die Grenzen zu öffnen und mehr Flüchtlinge aus Syrien nach Europa zu lassen, sollte er nicht mehr Hilfe bekommen für die Millionen syrischen Flüchtlinge, die die Türkei beherbergt. Eine heikle Situation für Merkel.

Möglicherweise geht es auch um eine Syrien-Konferenz, die mal für Februar angedacht worden war, sowie um die Lage im Irak und im Iran.

Angesprochen werden dürfte zudem der Libyen-Konflikt, gerade auch im Nachgang zu der Berliner Konferenz am vergangenen Sonntag. Ob der dort angestoßene politische Prozess vorankommt, hängt nicht zuletzt von Erdogan ab, der eigene Soldaten in das Bürgerkriegsland entsandt hat. Auch der Wunsch der türkischen Seite, in Deutschland türkische Schulen zu eröffnen, könnte eine Rolle bei den Gesprächen spielen.

Gemeinsam mit Erdogan will Merkel den Angaben zufolge den neuen Campus der Türkisch-Deutschen Universität einweihen. Am Vormittag wird sie auf Einladung der Deutsch-Türkischen Handelskammer mit Vertretern der Wirtschaft zusammenkommen. Angesichts der angespannten Wirtschaftslage in der Türkei ist Ankara an mehr deutschen Investitionen interessiert. Auch ein Treffen mit Akteuren der türkischen Zivilgesellschaft ist geplant./rm/rcf/jam/DP/he