(Reuters) - Bei den heftigen Waldbränden in Chile sind bisher 112 Menschen ums Leben gekommen.

Präsident Gabriel Boric warnte, das Land stehe vor einer "Tragödie von sehr großem Ausmaß". Hunderte von Menschen werden nach Angaben der Behörden noch immer vermisst. Das schürt Befürchtungen, dass die Zahl der Todesopfer weiter steigen wird, da immer mehr Leichen an den Hängen und in den von den Waldbränden verwüsteten Häusern gefunden werden. Am Samstag lag die Zahl der Todesopfer noch bei 51.

Obwohl Waldbrände im Sommer auf der südlichen Erdhalbkugel keine Seltenheit sind, wüten diese Brände besonders heftig und machen sie zur schlimmsten Katastrophe des Landes seit dem Erdbeben von 2010, bei dem etwa 500 Menschen starben. Im vergangenen Jahr kamen aufgrund einer Rekordhitzewelle etwa 27 Menschen ums Leben, mehr als 400.000 Hektar Land waren betroffen.

Die Brände, die seit Freitag immer stärker wurden, bedrohen nun auch die Außenbezirke von Vina del Mar und Valparaiso, zwei bei Touristen beliebte Küstenstädte westlich der Hauptstadt Santiago. Dort leben mehr als eine Million Menschen. Drohnenaufnahmen, die Reuters im Gebiet von Vina del Mar machte, zeigen ganze Stadtteile, die verwüstet sind, Häuser, deren Wellblechdächer zusammengebrochen sind und versengte Autos auf den Straßen. "Der Wind war schrecklich, die Hitze brennend. Es gab keine Atempause", sagt Pedro Quezada, ein Bauunternehmer in der Region Valparaiso, der inmitten der verkohlten Trümmer seines zerstörten Hauses steht.

Die chilenischen Behörden haben für die am stärksten betroffenen Gebiete eine abendliche Ausgangssperre verhängt und das Militär zur Unterstützung der Feuerwehrleute eingesetzt, um die Ausbreitung der Brände einzudämmen. Präsident Boric rief eine zweitägige Staatstrauer ab Montag aus und sagte, Chile müsse sich auf weitere schlechte Nachrichten einstellen. "Chile als Ganzes leidet und trauert um seine Toten", sagte Boric in einer im Fernsehen übertragenen Rede an die Nation. Der stellvertretende Innenminister Manuel Monsalve hatte am Sonntag erklärt, dass 165 Brände in ganz Chile wüteten und schätzungsweise 14.000 Häuser allein in den Gebieten Vina del Mar und Quilpué beschädigt worden seien.

(Bericht von Diego Ore in Mexico City, geschrieben von Patricia Weiß, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)