Ein Auswahl an Kommentaren aus Tageszeitungen zu wichtigen Themen des Tages.

SPAHN/KANZLERKANDIDATUR

Stuttgarter Nachrichten: "Es ist spannend, wenn karg dementierte Meldungen die Runde drehen, dass sich auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Gedanken über eine Kanzlerkandidatur mache. Noch steht er, mit besten Umfragewerten in der Hinterhand, getreu in Armin Laschets Schatten. Was aber, wenn der NRW-Ministerpräsident gegen Norbert Röttgen und Friedrich Merz den kürzeren zöge? Wenn vor allem er im Frühjahr die Pluspunkte einsammeln könnte, falls Corona halbwegs im Griff wäre? Spätestens dann geht es für die Union - kaum konfliktfrei - ums Ganze. Nichts ist unmöglich, sagt Noch-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer. Und Spahn sitzt im Wartesaal.

CDU-VORSITZ

Stuttgarter Zeitung: "Der Umstand, dass Spahns Popularität und Söders Ansehen für potenzielle Unionswähler eine größere Attraktion entfalten als das versammelte Charisma der drei CDU-Herren, die kommende Woche Parteichef werden wollen, erklärt sich aus deren Handicaps. Friedrich Merz, der umstrittenste, wenn auch aussichtsreichste dieses Trios, ist ein Mann von gestern, dem der Zeitgeist wie ein Schneesturm ins Gesicht bläst. Sein Wirtschaftsliberalismus passt so gar nicht zu der Sehnsucht nach einem starken Staat, die in der Pandemie enorm gewachsen ist. Norbert Röttgen fehlt eine Hausmacht unter den Funktionären, die auf dem Parteitag das Sagen haben. Armin Laschet agierte als Krisenmanager im Kampf gegen die Seuche zu unentschlossen. Er wäre als Aspirant auf die Merkel-Nachfolge eher eine Verlegenheitslösung. Und mit Verlegenheitslösungen lassen sich selten Wahlen gewinnen."

BUNDESTAGSWAHLEN

Nürnberger Nachrichten: "Vor wenigen Tagen hat der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder in einem Interview eine Bemerkung gemacht, die nicht nur in München und Berlin viel Beachtung gefunden hat: Ein schwarz-grünes Bündnis nach der Bundestagswahl im Herbst halte er für 'attraktiv'. Das sei 'eine Konstellation, die neben Sicherheit auch Inspiration bieten könnte'. Rein rechnerisch hat Söder Recht. Dank ihrer stabil guten Umfragewerte wären die Grünen ein naheliegender Partner. Im Herbst könnten Union und Grüne zusammen einen höheren Stimmenanteil haben als die jetzige Groko."

KLIMA-KOSTEN:

Mitteldeutsche Zeitung: "Für den Schaden an der Umwelt sind alle gleichermaßen verantwortlich: Der Mieter durch sein Heizverhalten, der Vermieter durch die Energieeffizienz seines Eigentums, der Grundversorger durch seinen Anteil an grünen Energien. Keiner Partei sollte daher allein die Kostenlast auferlegt werden. Schließlich möchten Versorger und Mieter nicht für ein schlecht gedämmtes Haus oder eine veraltete Heizanlage zahlen, der Vermieter nicht für einen Bewohner, der bei offenem Fenster die Heizung aufdreht. Um Gerechtigkeit bei der CO2-Steuer zu schaffen, sollte der Bund also nachjustieren und die Kosten neu verteilen."

IMPFUNGEN IN BAYERN

Augsburger Allgemeine: "Die Vorstellung, dass das temperaturempfindliche Mittel in Camping-Kühlboxen transportiert wurde, von denen der Hersteller sagt, sie seien nicht für den Transport von Arzneimitteln konzipiert, verunsichert jedenfalls. Auch wenn die Boxen nur auf ein paar Metern zum Einsatz kamen und die Temperatur dabei überwacht wurde. Insgesamt nähren die Kühlboxen-Angelegenheit und auch die Probleme bei der Dokumentation der Impfungen einen seit Wochen stärker werdenden Verdacht: dass das Gesundheitsministerium trotz monatelanger Zeit zur Vorbereitung nicht adäquat für den Impfstart gerüstet war."

SCHWANGERSCHAFTSABBRÜCHE

Frankfurter Rundschau: "Die Freiheit, Abtreibungen abzulehnen, darf nicht mehr zählen als die Freiheit, sich für sie einzusetzen: Das gilt für Studierende genauso wie für Ärzt:innen und betroffene Frauen, aber auch für alle anderen. Dazu gehört, dass sich die Politik nicht länger anmaßt, derart stark in das Leben von Frauen einzugreifen. Ungewollt Schwangeren darf es nicht unnötig schwer gemacht werden. Stattdessen müssen sie die für sich richtige Entscheidung treffen und dann auch umsetzen können - in Ruhe, ohne Druck oder das Gefühl, etwas Unrechtes zu tun. Wir sollten den Frauen zutrauen, selbst zu entscheiden, und sie danach unterstützen. Egal, ob sie das Kind letztlich bekommen oder nicht."

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January 08, 2021 14:22 ET (19:22 GMT)