Berlin (Reuters) - Deutschland hat die negativen Folgen des Ukraine-Kriegs nach Worten von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck durch "große Kraftanstrengungen" abmildern können.

"Die ökonomische Lage ist besser als befürchtet", sagte der Grünen-Politiker am Montag vor seiner Abreise zum Weltwirtschaftsforum im Schweizer Nobel-Skiort Davos. Das zeige, dass politisches Handeln den Unterschied machen könne. "Aber insgesamt ist die Weltwirtschaft in einer schwierigen Phase." Es gebe die Gefahr ökologischer und sozialer Krisen sowie von Handelskriegen. "Umso wichtiger ist es, den Risiken entschieden entgegenzutreten, indem wir alles daran setzen, die Globalisierung besser, fairer und nachhaltiger zu machen."

Es sei wichtig, für offene Märkte mit fairem Wettbewerb und einer regelbasierten internationalen Ordnung einzutreten. Hier seien soziale und ökologische Aspekte immer mit den ökonomischen verwoben und genauso harte Faktoren für Sicherheit und Widerstandsfähigkeit. "Mehr Kooperation und mehr Handel sind daher die Antwort auf Zersplitterung und Protektionismus", mahnte Habeck. Deutschland habe eine Offensive für neue Handelsverträge gestartet. "Sie sollen soziale und ökologische Standards zur Grundlage machen und sie mit Offenheit für Handel und Investitionen verbinden."

In Davos beginnt am Abend das Weltwirtschaftsforum (WEF) mit einer Rekordzahl an Teilnehmenden unter dem Motto "Zusammenarbeit in einer zersplitterten Welt". Für das bis Freitag laufende Treffen in den Schweizer Bergen werden dieses Jahr mehr als 2700 Führungskräfte aus 130 Ländern erwartet - darunter Spitzenvertreter aus Politik, Wirtschaft und Finanzwelt sowie internationaler Organisationen. Bundeskanzler Olaf Scholz, Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und EZB-Chefin Christine Lagarde haben ihr Kommen zugesagt. Auch Prominenz aus China wird dabei sein - Presseberichten zufolge kommt Vizeministerpräsident Liu He.

Habeck kritisierte, dass das Treffen aufgrund hoher Gebühren nach wie vor exklusiv sei, was gesellschaftlichen Interessengruppen den Zugang erschwere. Der Vizekanzler wird am Montag und Dienstag Gespräche mit Ministerinnen und Ministern sowie mit Unternehmensvorständen aus der Energie- und Digitalwirtschaft und aus der Grundstoffindustrie führen. Habeck sagte, Krisen wie die Klimakrise könnten nur global gemeistert werden. Internationale Zusammenarbeit sei zwingend - sowohl zwischen Staaten als auch zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft. "Wir müssen weltweit den Zugang zu modernsten Klimatechnologien verbessern." Zudem müsse man Anreize für Innovationen bei klimafreundlichen Technologien schaffen und durch Wettbewerb Kostensenkungen neuer, sauberer Technologien erreichen. "Das ist die Grundlage dafür, dass wir unseren Wohlstand gemeinsam in einer freien Welt erneuern."

(Bericht von Klaus Lauer. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)