Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Inflationsdruck im Euroraum hat im Dezember stärker als erwartet nachgelassen, wobei die Kernteuerung deutlicher als erwartet zunahm. Wie Eurostat in einer ersten Schätzung mitteilte, sanken die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent und lagen um 9,2 (November: 10,1) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen monatlichen Preisrückgang um 0,1 Prozent und eine Jahresteuerung von 9,7 Prozent prognostiziert. Die Kernverbraucherpreise (ohne Energie und Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak) stiegen allerdings um 0,6 Prozent auf Monats- und 5,2 (5,0) Prozent auf Jahressicht. Erwartet worden waren Anstiege um nur 0,4 und 5,1 Prozent.

Lebensmittel, Alkohol und Tabak verteuerten sich auf Jahressicht um 13,8 (13,6) Prozent, darunter unverarbeitete Lebensmittel um 12,0 (13,8) Prozent. Energie kostete 25,7 (34,9) Prozent mehr als vor Jahresfrist. Industriegüter ohne Energie verteuerten sich um 6,4 (6,1) Prozent und Dienstleistungen um 4,4 (4,2) Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt mittelfristig 2 Prozent Inflation an und ist alarmiert wegen des hohen Preisdrucks und seiner potenziellen Auswirkungen auf die Inflationserwartungen, die zu einer Lohn-Preis-Spirale und damit einer Verfestigung des hohen Preisdrucks führen könnten.

Die EZB hat ihre Leitzinsen zuletzt um 50 Basispunkte erhöht und dürfte im Februar einen Schritt in gleicher Höhe folgen lassen. Die meisten Analysten erwarten, dass die Inflation im Januar wieder zunehmen wird, weil der Rückgang im Dezember maßgeblich von einer Einmalentlastung in Deutschland ausgelöst wurde.

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January 06, 2023 05:00 ET (10:00 GMT)