Frankfurt (Reuters) - Nach dem Ausverkauf in der Vorwoche begeben sich Europas Aktienmärkte auf einen vorsichtigen Erholungskurs.

Der deutsche Leitindex Dax sein europäisches Pendant EuroStoxx50 zogen am Montag jeweils rund ein halbes Prozent auf 13.956 beziehungsweise 3819 Punkte an. Auch die Futures für die wichtigsten US-Indizes waren leicht im Plus. Die Aussicht auf weitere kräftige Zinserhöhungen der führenden Notenbanken hatte die Börsen vor dem Wochenende auf Talfahrt geschickt. Die restriktiven geldpolitischen Ausblicke der Vorwoche düften aber nun laut Analysten in die Kurse eingepreist sein. "Jetzt muss sich zeigen, ob Schnäppchenjäger in dieser Woche bereits wieder einsteigen und das Kursgeschehen oberhalb der 200-Tage-Linie stabilisieren können", sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Online-Brokers CMC Markets. Dabei sitze der Rutsch des Deutschen Aktienindex vor dem Wochenende den Anlegern in den Knochen. Das überraschend starke Wachstum des Ifo-Geschäftsklimaindex ließ die Dax-Anleger weitgehend kalt.

Später diese Woche stehen in den USA die Häuserdaten und private Konsumaufgaben auf dem Plan. Die Daten könnten mitprägen, ob der Markt als nächsten Schritt der US-Notenbank eine Anhebung um 25 oder 50 Basispunkte erwartet. Für Spannung sorgt auch der Zinsentscheid der japanischen Zentralbank, der für Dienstag geplant ist. Spekulationen, dass die Bank of Japan (BoJ) ihre ultralockere Haltung aufgeben könnte, verunsicherten die Börsianer in Asien am Montag.

ÖLPREIS SCHIEBT ENERGIEKONZERNE AN

Die Aussicht auf eine Belebung der Nachfrage durch die Lockerung der Corona-Restriktionen in China trieb unterdessen die Preise für Rohöl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI um jeweils knapp ein Prozent auf 79,54 beziehungsweise 74,87 Dollar pro Barrel (159 Liter) an. Positive Impulse lieferte zudem die Ankündigung des US-Energieministeriums vom Freitag, mit dem Rückkauf von Rohöl für die Strategische Erdölreserve zur Lieferung im Februar nächsten Jahres zu beginnen.

Die wieder anziehenden Ölpreise ließen Anleger zu Aktien aus dem Energiesektor greifen. Der entsprechende europäische Branchenindex legte 2,2 Prozent zu. An der Börse in London zogen die Titel von BP und Shell jeweils rund 2,5 Prozent an. In Paris verteuerten sich die Titel von TotalEnergies ebenfalls um knapp zwei Prozent.

Die Papiere von Rheinmetall fielen um gut sechs Prozent auf 189,20 Euro. Der "Spiegel" hatte am Wochenende berichtet, dass 18 "Puma"-Panzer des deutschen Rüstungskonzerns, die im nächsten Jahr für eine schnelle Eingreiftruppe der Nato vorgesehen waren, bei einer Bundeswehr-Übung ausgefallen waren.

Beim Handelsdebüt im Leitindex Dax startete der Sportwagenbauer Porsche als größter Kursgewinner mit einem Plus von fast drei Prozent. Nur wenige Monate nach dem Börsendebüt ist die Aktie der Stuttgarter Volkswagen-Tochter als drittes Unternehmen aus dem Volkswagen-Umfeld in den Leitindex vorgerückt.

In den USA beflügelten Spekulationen auf einen Rücktritt von Elon Musk als Twitter-Chef die Aktien von Tesla. Die Titel des von Musk geführten Elektroautobauers stiegen vorbörslich um 4,2 Prozent auf 156,5 Dollar. Zuvor hatte Musk eine Twitter-Umfrage über sein Rücktritt oder Verbleib an der Twitter-Unternehmensspitze gestartet. Über 17,5 Millionen Nutzer haben an der Umfrage teilgenommen und sich zu 57,5 Prozent für seinen Abgang ausgesprochen. Tesla-Anleger hatten sich zuvor besorgt geäußert, dass Musk von der Führung in Zeiten globaler Konjunkturschwäche zunehmend abgelenkt sein könnte.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Stefanie Geiger. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)