Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen stieg im November um 1,2 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Im Oktober hatte es ein kräftiges Plus um 18,4 Prozent gegeben, im September allerdings einen Rückgang um rund 20 Prozent. "Die moderate Steigerung der beantragten Unternehmensinsolvenzen in den letzten Monaten ist noch kein Indikator für einen langfristigen starken Insolvenzanstieg", sagte der Vorsitzende des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID), Christoph Niering. Im langjährigen Durchschnitt sei dies "ein nicht ungewöhnlicher Anstieg zum Jahresende".

Die Angaben basieren auf den Bekanntmachungen der Amtsgerichte. Sie gehören allerdings zu den sogenannten experimentellen Daten, die noch nicht die methodische Reife und Belastbarkeit amtlicher Statistiken aufweisen. Als Frühindikator gibt die Zahl der Regelinsolvenzen jedoch Hinweise auf die Entwicklung der Firmenpleiten nach der amtlichen Insolvenzstatistik, deren Ergebnisse erst rund zwei Monate später verfügbar sind.

Von Januar bis September 2022 meldeten die Amtsgerichte nach endgültigen Daten 10.643 beantragte Unternehmensinsolvenzen und damit 0,4 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die meisten Fälle gab es im Baugewerbe mit 1970 Fällen (plus 8,2 Prozent). Es folgte der Handel (samt Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen) mit 1571 Verfahren (minus 1,4 Prozent). "Ab dem Frühjahr 2023 dürfte sich die stark abschwächende Baukonjunktur auch auf die Unternehmensinsolvenzen auswirken", sagte Niering. Ein Anstieg der Firmenpleiten in dieser Branche werde aber voraussichtlich keine größere Auswirkung auf die Arbeitslosenquote haben. "Arbeitnehmer müssen aufgrund der anhaltenden Nachfrage nach Arbeitskräften und des demografischen Wandels keine dauerhafte Arbeitslosigkeit befürchten."

Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hatte jüngst erklärt, die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland habe im November den höchsten Stand im laufenden Jahr erreicht. Demnach gab es 808 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften im vorigen Monat.

Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus den von Januar bis September 2022 gemeldeten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte auf rund 10,8 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum hatten die Forderungen mit rund 45,5 Milliarden Euro deutlich höher gelegen, da damals mehr wirtschaftlich bedeutende Unternehmen insolvent wurden.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)